4 zweistündige Sitzungen, geleitet von Hervé Roten
Das Institut Elie Wiesel organisiert in Partnerschaft mit dem Europäischen Institut für Jüdische Musik eine Reihe von Kursen, die von Hervé Roten am Donnerstag, den 7., 14., 21. und 28. Januar 2016 von 18.30 bis 20.30 Uhr geleitet werden.
Man sagt oft, dass es eine besondere Beziehung zwischen dem jüdischen Volk und der Musik gibt. Tatsächlich wird das Singen in der Bibel häufig erwähnt. Die Propheten sprechen sich gegen seinen Gebrauch zu anderen als heiligen Zwecken aus. Dies beweist, dass die Juden, wie alle Völker auf der Welt, Arbeits-, Liebes- und Unterhaltungslieder sangen. Die Schriften von Ben-Sira (2. Jahrhundert v. Chr.) beschreiben daher die instrumentalen und vokalen Praktiken, die während der Festessen stattfanden. Unter dem Einfluss der griechischen und später der römischen Zivilisation führten die Juden manchmal regelrechte Musikwettbewerbe durch.
Leider hat die Geschichte aus dieser Zeit keine musikalischen Aufzeichnungen bewahrt, die wir mit Sicherheit lesen können. Erst im 12. Jahrhundert, mit dem normannischen Proselyten Abdias, wurden uns zwei Pijutim und eine Kantillation schriftlich überliefert.
Im 13. Jahrhundert ist Frankreich für die Juden ein auserwähltes Land. Im Süden leben die Juden, die die Sprache des Oc sprechen, im Norden die Juden, die die Sprache des Oïl sprechen. Beeinflusst von der lokalen Musik und der Poesie der Troubadoure und Trouvères, adaptierten die Juden die Lieder ihrer Zeit mit Texten, die ihr Leben erzählten. Diese jüdischen Lieder, die manchmal auch notiert wurden, sind vor kurzem Gegenstand einer spannenden musikalischen Wiedergabe geworden (siehe Bibliografie-Diskografie).
Das jüdische Lied in Frankreich geht jedoch über das Mittelalter hinaus. Trotz der zahlreichen Vertreibungen der Juden aus Frankreich findet man im 18. Jahrhundert Lieder in der ehemaligen Grafschaft Venaissin oder auch in den portugiesischen Gemeinden im Südwesten Frankreichs. Jedoch erst im 19. und 20. Jahrhundert erlebte das jüdische Lied eine wahre Renaissance: jiddische Lieder, die von den vor Pogromen geflohenen osteuropäischen Juden gesungen wurden, jüdisch-spanische oder arabische Lieder von Juden aus dem Osmanischen Reich oder dem Maghreb.
Heute erlebt das jüdische Lied eine wahre Renaissance. Zahlreiche Künstler haben sich auf den Weg gemacht, um ein Repertoire von unendlichem Reichtum neu zu erobern. Zwischen Treue und Kreativität sprengen sie Grenzen und fügen jüdische Lieder in die Strömung der World Music ein.
Diese – nicht erschöpfende – Route des jüdischen Liedes in Frankreich bietet eine originelle musikalische Reise durch das Anhören zahlreicher Ton- und audiovisueller Ausschnitte.
Bibliografie
– Hervé Roten, Musiques liturgiques juives (inkl. einer CD), Cité de la Musique/Actes Sud, 1998
– Amnon Shiloah, Les traditions musicales juives, Maisonneuve & Larose, 1995
– Charles Dobzynski, Le monde yiddish : littérature, chanson, arts plastiques, cinéma : une légende à vif. L’Harmattan, Paris, 1998
Discografie
– Juifs et Trouvères – Chansons juives du XIIIe siècle en ancien français et hébreu, CD coll. Patrimoines musicaux des Juifs de France, vol. 12, Buda Musique, 2014
– Jacques Grober – Chansons yiddish d’hier et d’aujourd’hui, CD coll. Patrimoines musicaux des Juifs de France, vol. 7, Buda Musique, 2008
– Musiques juives dans le Paris d’Après-guerre – Elesdisc 1948-1953. CD coll. Archives, Editions de l’IEMJ, 2015
Uhrzeit: Donnerstag, 7., 14., 21. und 28. Januar, 2016 um 18:30 Uhr.
Preis: 60 € (30 € für Studenten)
Voranmeldung auf der Website Institut Universitaire d’Etudes Juives Elie Wiesel