Von Jacobo Kaufmann
Oft nimmt der Ruhm eines Komponisten nach dessen Tod langsam ab, bis er schließlich in Vergessenheit gerät. Das scheint besonders, wenn auch ungerechtfertigterweise, der Fall bei dem Komponisten Emile Jonas der Fall gewesen zu sein. Dieser war über mehrere Jahrzehnte hinweg, in den Pariser Theatern, neben anderen berühmten französischen wie auch ausländischen Musikern der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vertreten. Auch wenn sie heute nicht mehr an den Ruhm der Werke von Jacques Offenbach (1819-1980), dem absoluten und unumstrittenen Meister der Opera buffa, herankommen, sind die Operette von Florimond Ronger (Hervé) (1825-1892) Léo Delibes (1836-1891) und in geringerem Maße die von Aristide Hignard (1822-1898) oder Isidore Legouix (1834-1916), sowie einige der nachfolgenden Generation, Edmond Audran (1842-1901), André Messager (1853-1929), Charles Lecocq (1832-1918), Louis Varney (1844-1908), Robert Planquette (1848-1903) und Claude Terrasse (1867-1923) immer noch bekannt und werden manchmal noch aufgeführt. Bühnenproduktionen der Opern von Emile Jonas finden seltener statt. Es sind auch keine Audio- oder Videoaufnahmen vorhanden. Dennoch wäre es sein musikalisches Schaffen alle mal wert, aufgeführt zu werden, wie im Folgenden bewiesen werden soll.
Emile Jonas wurde am 5. März 1827 als Sohn einer jüdischen Familie in Paris geboren. Über seine Kindheit, seine Eltern, Simon Jonas und Jeannette Pohl und sein Privatleben, ist nur wenig bekannt. Nachweislich wurde er im Jahr 1841, im Altern von gerade einmal 14 Jahren, am Conservatoire National Supérieur de Musique aufgenommen, erhielt dort Klavier- und Harmonieunterricht von Félix le Couppey (1811-1887) und wurde in die Kompositionsklasse von Michel Carafa (1787-1872) aufgenommen.
1847 gewann er den ersten Preis des Conservatoire in Harmonie und wurde zum Assistenzprofessor für elementare Musiktheorie ernannt. 1849 erhielt er den prestigeträchtigen zweiten Prix de Rome des Institut de France für seine Kantate Antonio. Er schloss 1850 sein Studium an der CNSM ab und wurde im folgenden Jahr Organist der Hauptsynagoge des Pariser Konsistoriums. Er wurde auf Empfehlung von Fromental Halévy (1799-1862), dem berühmten Komponisten von La Juive, angenommen. Zum damaligen Zeitpunkt lag die zentrale Pariser Synagoge, an der einige Jahre zuvor Isaac Offenbach (1779-1850), für die Stelle des Hazzan (Kantor) vorgesprochen hatte und in der seine Söhne Jacques und Jules als Chorleiter tätig waren, dort wo heute die sephardische Synagoge, in der Rue Notre-Dame von Nazareth steht.
Oft nimmt der Ruhm eines Komponisten nach dessen Tod langsam ab, bis er schließlich in Vergessenheit gerät. Das scheint besonders, wenn auch ungerechtfertigterweise, der Fall bei dem Komponisten Emile Jonas der Fall gewesen zu sein. Dieser war über mehrere Jahrzehnte hinweg, in den Pariser Theatern, neben anderen berühmten französischen wie auch ausländischen Musikern der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vertreten. Auch wenn sie heute nicht mehr an den Ruhm der Werke von Jacques Offenbach (1819-1980), dem absoluten und unumstrittenen Meister der Opera buffa, herankommen, sind die Operette von Florimond Ronger (Hervé) (1825-1892) Léo Delibes (1836-1891) und in geringerem Maße die von Aristide Hignard (1822-1898) oder Isidore Legouix (1834-1916), sowie einige der nachfolgenden Generation, Edmond Audran (1842-1901), André Messager (1853-1929), Charles Lecocq (1832-1918), Louis Varney (1844-1908), Robert Planquette (1848-1903) und Claude Terrasse (1867-1923) immer noch bekannt und werden manchmal noch aufgeführt. Bühnenproduktionen der Opern von Emile Jonas finden seltener statt. Es sind auch keine Audio- oder Videoaufnahmen vorhanden. Dennoch wäre es sein musikalisches Schaffen alle mal wert, aufgeführt zu werden, wie im Folgenden bewiesen werden soll.
Emile Jonas wurde am 5. März 1827 als Sohn einer jüdischen Familie in Paris geboren. Über seine Kindheit, seine Eltern, Simon Jonas und Jeannette Pohl und sein Privatleben, ist nur wenig bekannt. Nachweislich wurde er im Jahr 1841, im Altern von gerade einmal 14 Jahren, am Conservatoire National Supérieur de Musique aufgenommen, erhielt dort Klavier- und Harmonieunterricht von Félix le Couppey (1811-1887) und wurde in die Kompositionsklasse von Michel Carafa (1787-1872) aufgenommen.
1847 gewann er den ersten Preis des Conservatoire in Harmonie und wurde zum Assistenzprofessor für elementare Musiktheorie ernannt. 1849 erhielt er den prestigeträchtigen zweiten Prix de Rome des Institut de France für seine Kantate Antonio. Er schloss 1850 sein Studium an der CNSM ab und wurde im folgenden Jahr Organist der Hauptsynagoge des Pariser Konsistoriums. Er wurde auf Empfehlung von Fromental Halévy (1799-1862), dem berühmten Komponisten von La Juive, angenommen. Zum damaligen Zeitpunkt lag die zentrale Pariser Synagoge, an der einige Jahre zuvor Isaac Offenbach (1779-1850), für die Stelle des Hazzan (Kantor) vorgesprochen hatte und in der seine Söhne Jacques und Jules als Chorleiter tätig waren, dort wo heute die sephardische Synagoge, in der Rue Notre-Dame von Nazareth steht.
Von da an, wurde Emile Jonas Name, mit dem Theater und seinem Mentor und Freund Jacques Offenbach assoziiert. In den folgenden Jahren machte Offenbach ihn mit den besten Librettisten seiner Zeit bekannt und produzierte sechs weitere Werke, die einaktigen Bouffes La Parade (1856), Le Roi boit (1857), Les Petits Prodiges (1857), für welche Offenbach mindestens zwei Nummern beisteuerte, Job et son chien (1863), Le manoir des Larénardière (1864), Avant la noce (1865) und Désiré, sire de Champigny (1869). Diese Werke wurden in das Repertoires des Theaters aufgenommen und tourten mit der Theaterkompanie durch Frankreich und Europa. Andere, bedeutsamere Werke von Jonas, wurden in anderen Theatern aufgeführt.
Während all dieser Zeit vernachlässigte Emile Jonas auch seine Lehrtätigkeit nicht. Im Jahr 1857 wurde er zum Lehrer für Harmonie und Komposition an der CNSM für Militärstudenten ernannt. Kurz darauf wurde er Musikdirektor der kaiserlichen Garde berufen, wo er sehr intensiv tätig wurde und zahlreiche Märsche, Fanfaren und andere militärische Werke komponierte. Er verwendete dazu vorzugsweise die von Adolphe Sax (1814-1894) erfundenen Instrumente, darunter eine verbesserte Version der Bassklarinette, das Saxhorn, die Saxo-Posaune und seine wohl berühmteste Errungenschaft, das Saxofon.
1867 wurde Emile Jonas in das Organisationskomitee der Militärparaden für die unvergessliche Weltausstellung von 1867, welche von Napoleon III. und seiner Frau, Kaiserin Eugénie, eröffnet wurde. Die Sängerin Hortense Schneider besuchte die Ausstellung, in Anlehnung an ihre Rolle in Offenbach Operette La Grande-duchesse de Gérolstein unter dem Titel der „Großherzogin von Gérolstein“. Jonas wurde nicht nur einhellig für seine künstlerischen Beiträge gelobt, sondern auch für sein Engagement und sein Organisationstalent. Er war Mitglied mehrerer Jurys, entwickelte die Regeln für verschiedene Concours und organsierte das Musikfestival der Ausstellung, bei welchem neben Werken von Méhul, Auber, Gluck, Mendelssohn, Wagner, Rossini und Meyerbeer auch zwei seiner eigenen Stücke, La Victoire und Le Diament, aufgeführt wurden. Im selben Jahr wurde er zum Ritter und später dann zum Offizier der Ehrenlegion ernannt.
Emile Jonas hatte es somit zweifellos zu Anerkennung und Ruhm gebracht. 1856 aufgenommen, war er bis zum Ende des Jahrhunderts, neben Persönlichkeiten wie Gounod, Labiche, Sardou und Alexandre Dumas junior, Mitglied von nicht weniger als sieben Vorständen der französischen Gesellschaft. Auf einer Lithographie, welche Karikaturen aller bekannten Komponisten seiner Zeit darstellte, wird er in der ersten Reihe, neben Offenbach dargestellt.
Und wie Offenbach, arbeitete auch Emile Jonas ohne Unterlass. Seit 1854 ist er musikalischer Leiter und Chorleiter der portugiesischen Synagoge in Paris, welche 1851 in der Rue Lamartine 23, trotz des Widerstands des Konsistoriums, welches seine Autorität damit in Frage gestellt sah, eingeweiht wurde. Die Mitglieder der Synagoge, welche zumeist aus den Gemeinden von Bordeaux und Bayonne stammten, brachten die Bräuche und Lieder, welche von ihren Vorfahren – Nachfahren der aus Spanien und Portugal stammenden Anusim (Kryptojuden) –seit dem Mittelalter, bei den Gottesdiensten, praktiziert wurden.
Da er sich ihnen zugehörig fühlte und sich um die Bewahrung ihres musikalischen Erbes sorgte, veröffentlichte Jonas 1854 ein Werk namens Recueil de Chants Hébraïques à l’usage des Temples de Rite Portugais (Sammlung hebräischer Lieder für den Einsatz in den Tempeln des portugiesischen Ritus), welches 39 liturgische Melodien – davon 24 eigene Kompositionen – enthielt, die hauptsächlich für Solisten und verschiedene Chorensembles, mit Orgel- und Harfenbegleitung, geschrieben worden sind. Als musikalischer Leiter trug Jonas entscheidend zur Ordnung und Feierlichkeit des Gottesdienstes bei, dessen Lieder, sich durch die Wechselfälle der Geschichte, entwickelten und veränderten. Ähnliche Bemühungen wurden auch von angesehenen Komponisten oder Kantoren wie Halévy, Naumbourg, Lovy, Sulzer und Lewandowski angestrebt, um die liturgische Musik der einst deutschen Synagogen wiederzuentdecken, zu sammeln und zu verwenden, doch davon später mehr. 1886 veröffentlichte Jonas eine erweiterte Fassung seiner früheren Anthologie, unter dem Titel Recueil de Chants Hébraïques anciens et modernes exécutés au temple de rite Portugais, réunis et composés par Emile Jonas (Sammlung hebräischer Lieder für den Einsatz in den Tempeln des portugiesischen Ritus, zusammengestellt und komponiert von Emile Jonas), ergänzt durch Gesangsübungen, Leitlinien der Auslegung, sowie Übungen zur Intonation und Chromatik. Gleichzeitig stellte er in verschiedenen Veröffentlichungen die Lieder zusammen, welche in den anderen, mehrheitlich aschkenasischen, Tempeln des Pariser Konsistorium gesungen wurden. Am 9. September 1874, wurde anlässlich der Einweihung des Israelischen Konsistorialtempels von Paris (in der Rue de la Victoire), ein Stück für Bariton und Chor von Emile Jonas gespielt, welches auf Psalm 130 von König David basierte und welches dieser eigens für diesen Anlass komponiert hatte.
Im selben Jahr beeilte er sich, eine Sammlung von 21 Kompositionen verschiedener Autoren, zu veröffentlichen, welche bei den Hochzeitszeremonien der Großen Synagoge verwendet wurde. Im Jahr 1879 veröffentlichte er eine weitere Sammlung von 111 Seiten mit Musik für die Gottesdienste des Sabbats und alle jüdischen Feste, begleitet von Vokalisierungsübungen, allgemeinen Empfehlungen für deren korrekte Ausführung und den wichtigsten Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Tempelordnung.
Unter dem Zweiten Kaiserreich entwickelte sich Paris zu einem pulsierenden Zentrum der Industrie, der Kultur und des Tourismus. Nach Paris kamen die größten Künstler und Staatsoberhäupter der Welt, gefolgt von ihren entsprechenden Höfen. Man traf dort Geschäftsleute, Neureiche und Abenteurer an, welche kamen, um sich unterhalten zu lassen. Die Unterhaltungsindustrie erreichte ihren Höhepunkt und die Nachfrage war enorm. Die Künstler gaben ihr Bestes, so auch Emile Jonas.
Neben seinen anderen Tätigkeit, war auch sein theatralisches Werk nicht unbeträchtlich. 1865 wurde in den Fantaisies-Parisiennes, seine Bouffe Les Deux Arlequins, zum ersten Mal und zwei Jahre später in London aufgeführt. Im Dezember 1867, fand er, zwischen all seinen Engagements und im Klima des allgemeinen Wahnsinns, vor der Katastrophe von 1870, die Zeit Marlbrough s’en va-t-en guerre eine Bouffe in vier Akten und fünf Szenen zu schreiben, welche in Zusammenarbeit mit Georges Bizet, Isidore Legouix und Léo Delibes entstand. Das Stück wurde am Théâtre de l’Athénée aufgeführt. 1869 präsentierte er sein bekanntestes und vielleicht auch erfolgreichstes Stück, die Bouffe Le Canard à Trois becs, in drei Akten, auf ein Libretto von Jules Moinaux.
1871, folgte auf den verhängnisvollen Krieg gegen Preußen, die Belagerung von Paris, Hunger und Unruhen in der Commune. Theater blieben vorübergehend geschlossen. Als sie dann wieder geöffnet wurden, ließ das Publikum auf sich warten. Die Fröhlichkeit vergangener Tage hatte sich gelegt. In diesem Jahr stellte Emile Jonas in London seine Oper Javotte (Cinderella the Younger) vor, welche der Meinung vieler zufolge, einen besonderen Platz, unter den vom Aschenputtel-Märchen inspirierten, musikalischen Werken einnahm. In den Jahren 1873 und 1874 versuchte er sein Glück in Wien, wo er zwei seiner Opern zur Aufführung brachte: Goldchignon und Die Japanesin. 1882 kehre er mit einer weiteren Bouffe in drei Akten auf die Pariser Bühne zurück: La Bonne Aventure, auf ein Libretto von Hector Crémieux, welches am Théâtre de la Renaissance aufgeführt wurde. 1883 wurde Le premier baiser, am Théâtre des Nouvautés aufgeführt. Einige Jahre später veröffentlichte er im Magazine des Demoiselles zwei nie aufgeführte Werke: La princesse Kelebella und Miss Robinson. Er gilt als der Urheber von Estelle et Némourin und Le Roi Midas, welche nur im privaten Rahmen zur Aufführung kamen.
Emile Jonas starb am 21. Mai 1905 in Saint-Germain-en-Laye, der Stadt, in welcher der im Sterben liegende Offenbach, 1880 seine Contes d’Hoffmann fertigstellte. Er ruht zu Füßen eines staatlichen Baums auf dem Cimetière du Montparnasse.
In einigen Bibliotheken und Archiven verschiedener Länder, finden sich Partituren für Klavier und Gesang von beinahe allen hier erwähnten Werken, sowie einige Hefte, welche über die wohl unwahrscheinlichsten Orten verstreut sind, wieder. Es war schwieriger, die Orchesterpartituren ausfindig zu machen. Der Großteil der Verlage, welche diese Werke herausgegeben hatten, existieren heute nicht mehr und die Verlage, welche ihr Material erworben haben, verfügen über keine umfassende Kenntnis ihrer Bestände. Es ist daher zu hoffen, dass diese Verlage oder die eventuellen privaten Sammer, oder vielleicht auch Nachkommen, sich ein wenig Mühe geben mögen, die Regale zu entstauben und diese vergessenen Partituren wieder zu entdecken. Nach intensiver, oft frustrierender und in den meisten Fällen auch erfolgloser Suche gelang es, das komplette Material von Le Canard à Trois Becs, einem lobenswerten und unterhaltsamen Werk, ausfindig zu machen. Die Wiederbelebung dieses Werk, wird sicherlich eine Herausforderung sein.
Während es heutzutage in Mode gekommen ist, vergessene Musik wieder aufleben zu lassen, sind die Bouffes Parisiens von Emile Jonas immer noch nicht vor dem Vergessen gerettet worden. Bisher kennen wir nur wenige, international produzierte Aufnahmen von für Saxofon und Blechblasinstrumente geschriebene Stücke, während ein Teil seiner liturgischen Werke durch die Bemühungen privater jüdischer Institute, aufgenommen und nur in begrenztem Umfang gesendet wurde. In Ermangelung vollständiger Orchesterpartituren konnte zumindest eine Auswahl seiner Bühnenwerke, Lieder und Kammermusik mit Klavierbegleitung aufgenommen werden.
Emile Jonas verdient es nicht, vergessen zu werden.
Übersetzung des Artikels von Jacobo Kaufmann „Emile Jonas (1827-1905), from the Portuguese Synagogue to the Operetta, and from there to the Imperial Guard”, welcher ursprünglich auf Spanisch im Jahr 2009, in der Zeitschrift der jüdischen Kultur Raices in Madrid und wenig später auf Englisch in dem Online-Magazin All About Jewish Theatre in Israel, veröffentlicht wurde.
Biografie von Emile Jonas ansehen