Musikalische Archivfonds der Großen Synagoge von Paris

Das Musikarchiv der Großen Synagoge von Paris, welches mehr als 30 laufende Meter an Dokumenten umfasst, stellt heutzutage die bedeutendste Sammlung der aschkenasischen Musik Frankreichs dar.

Im August 2011 drohten die unter prekären Bedingungen aufgebwahrten Archive zu verschwinden, als gegen Spätnachmittag ein Brand im vierten Stock der Synagoge, in einem an die Orgel angrenzenden Bereich ausbrach. Glücklicherweise konnte die Feuerwehr schnell eingreifen und das Feuer löschen, welches das Musikarchive, nur um weniger als fünfzig Zentimeter, verfehlte.

archives.jpgAuf der Internetseite der Großen Synagoge von Paris wird erklärt:„In diesen Archiven werden mehr als zwei Jahrhunderte an Musikgeschichte des Konsistoriums und der Synagoge aufgebwahrt:

• Zwei Jahrhunderte an Partituren, komponiert für die besonderen Anlässe des synagogalen Gottesdienest oder eigens an diese angepasst.

• Zwei Jahrhunderte an Partituren, welche oft auch versehen sind, mit Notizen der Komponisten selbst oder der zeitgenössischen Musikdirektoren.

• Zwei Jahrhunderte an Musikprogrammen von den wichtigsten Zeremonien in der Synagoge, von der Einweihung der Synagoge, von der Inthronisierung der Oberrabbiner, von offiziellen Zeremonien oder auch von kürzlich gespielten Konzerten.

Wir haben uns aus diesem Grund entschieden, den Schutz dieses Schatzes zu gewährleisten und seine Klassifizierung und digitale Archivierung, Spezialisten anzuvertrauen, dem Institut Européen des Musiques Juives, welches sowohl über sichere Räumlichkeiten als auch über leistungsfähige Digitalisierungsgeräte verfügt.“

Nachdem das Institut Européen des Musiques Juives von dem Präsidenten der Synagoge MM. Jacques Canet und dessen Vizepräsident Félix Loeb kontaktiert wurde, startete das Institut ein Projekt zum Erhalt und zur Veröffentlichung dieser Musikarchive. Das Projekt konnte dank der Unterstützung der Fondation du Judaïsme Français, von Yuval, der DRAC Ile-de France, des Institut Alain de Rothschild, der Fondation pour la Mémoire de la Shoah, sowie der Familie Halphen, durchgeführt werden.

Martha Stellmacher
Martha Stellmacher

Zunächst wurde vor Ort eine Bestandsaufnahme der Archive, von der jungen und begabten deutschen Musikwissenschaftlerin, Martha Stellmacher, im Rahmen der Europäischen Leonardo-Programms, gemacht. Nach einer kurzen Einarbeitungszeit im September 2011, begann Martha Stellmacher, unter der Leitung von Hervé Roten, mit der Inventarisierung, der umfassenden Reinigung und der Vorkatalogisierung der Musiksammlungen.

In einem zweiten Schritt wurden von einem Scanner-Techniker die rund 90 000 Seiten, aus denen die Sammlung besteht, digitalisiert. Dieser Digitalisierungsarbeit gingen musikwissenschaftliche Recherchen voraus, um die fehlenden Seiten bestimmter Partituren zu rekonstituierten oder wieder zu finden.

In einem dritten und letzten Schritt kümmerten sich Yaffa Ellenberger und Rosette Azoulay um die Katalogisierung der Dokumente, sowie deren Veröffentlichung im Internet.

archives_sous_corde.jpgUrsprünglich für eine Dauer von 24 Monaten geplant, erforderte dieses Projekt der Sicherung des Musikarchivs der Großen Synagoge von Paris, schließlich fast 5 Jahre harter Arbeit, die den Zugang über den Rachel-Katalog, auf fast 2300 Partituren, Register, Musikprogramme und noch viel mehr, möglich gemacht hat. Enthalten sind insbesondere handschriftliche Partituren, signiert von bekannten Komponisten wie Fernand Halphen (Widmung dem Oberrabbiner Zadoc-Kahn), Henry Deutsche de la Meurthe, Léon Algazi, oder Vladimir Dick.

Diese Archive geben getreue Einblicke in die Entwicklung des französischen Synagogengottesdiensts seit der Emanzipation von 1790-91 und der Einrichtung der Konsistorien in den Jahren 1806-1808.

Die Archive sind ab sofort im Katalog unserer Sammlungen (Zugriff auf die Archivfonds der Großen Synagoge von Paris) oder auf Terminanfrage am Institut Européen des Musiques Juives (contact@iemj.org) einsehbar

Erfahren Sie mehr über die Große Synagoge

Lesen Sie mehr über die Rettungsmission der Archive der Großen Synagoge und der Synagoge von Neuilly

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