von Hervé Roten
Jules Franck wurde 1858 in Nancy geboren. Einige Jahre später ließ sich die Familie Franck in Paris nieder (1). Im Januar 1873 sang Jules Franck mit seinen Brüdern Gustave und Isaac im Chor der Synagoge Notre Dame de Nazareth, der von Samuel David geleitet wurde. 1874 führte er verschiedene Kopierarbeiten von synagogalen Manuskripten durch, um das musikalische Repertoire des zukünftigen Tempels in der Straße de la Victoire vorzubereiten. Im Juni 1889 heiratete er die Pianistin Clémence Braun, die ihrerseits eine Schwester von Hélène Zadoc-Kahn, der Schwiegertochter des Oberrabbiners von Frankreich, war.
Auf seiner Heiratsurkunde wurde er als „Harfenist an der Pariser Oper“ erwähnt. 1890 erhielt Jules Franck auf Empfehlung von Samuel David, der damals Musikdirektor der Konsistorialtempel war, die Stelle als Leiter des Chors des Tempels in der Straße Notre Dame de Nazareth.
Nach dem Tod seines Lehrers Samuel David am 3. Oktober 1895 wurde Jules Franck zum Musikdirektor der Konsistorialtempel und zum Chorleiter des Victoire-Tempels ernannt. Er war zu diesem Zeitpunkt erst 37 Jahre alt und trug die Verantwortung für das Personal der Victoire (die Kantoren Adolphe Beer und Salomon Heymann, der Orgelspieler Alphonse de Villers, 8 Chorsänger und 28 Ministranten), der Notre Dame de Nazareth (die Kantoren Nathaniel Durlacher und Alphonse Théodore, der Chorleiter Stern, der Orgelspieler Pilard, 6 Chorsänger und 12 bis 18 Ministranten) und der Tournelles (der Kantor Adolphe Gradwohl, sein Stellvertreter Isidore Bernstein, der Chorleiter Camille Erlanger, Bachelet der Orgelspieler, 4 Chorsänger und 12 bis 18 Ministranten).
In den Jahren nach seiner Ernennung wurde Jules Francks Hingabe an seine Aufgabe vom Pariser Konsistorium voll anerkannt, das ihm immer mehr Verantwortung übertrug. Im Jahr 1908 wurde seine Autorität unter der Kontrolle des Konsistoriums durch eine neue Regelung für das Musikpersonal noch weiter gestärkt.
Während des Ersten Weltkrieges leitete Jules Franck weiterhin den Chor de la Victoire. Am 6. November 1919 beantragte er die Erlaubnis, Frauen zu seinem musikalischen Personal hinzuzufügen, um die immer schwerer zu rekrutierenden Kinder zu ersetzen. Dieser Entscheidung stimmte das Konsistorium am 11. November 1919 zu.
Die Einführung gemischter Chöre hatte eine gewisse Anzahl von Chorleitern dazu ermutigen, neue Arrangements der Gebete zu erstellen, die manchmal in einem zweifelhaften Stil gehalten wurden. Aus diesem Grund veröffentlichte Jules Franck mit Unterstützung des Konsistoriums zwischen 1920 und 1933 einen Guide de l’officiant – récitatifs et chants des offices avec chœurs notés et composés d’après les mélodies traditionnelles (Handbuch des Offizianten – Sprechgesänge und Gesänge aus den Gottesdiensten mit Chören, die nach traditionellen Melodien notiert und komponiert sind), das zum Ziel hatte, „eine Blüte fehlerhafter oder schockierender Interpretationen zu bekämpfen, insbesondere was die mit Chor gefeierten Gottesdienste betrifft“ (2).
Jules Franck ging 1937 nach 42 Jahren treuer Dienste in den Ruhestand. Er starb 1941 in Paris. Eines seiner Kinder war der Komponist und Pädagoge Maurice Franck (1897-1983), Preisträger des Conservatoire National Supérieur de Musique in Paris, Gewinner des ersten Second Grand Prix de Rome (1926) und ab 1937 Professor für Harmonielehre am Conservatoire de Paris.
(1) Wahrscheinlich nach dem Krieg von 1870 und der Angliederung von Elsass-Lothringen an Deutschland.
(2) Jules Franck, Vorwort des Guide de l’officiant – récitatifs et chants des offices avec chœurs notés et composés d’après les mélodies traditionnelles, Paris: le Consistoire, [o.D.]