Komponisten wie Fromental Halévy (1799-1862), Charles Valentin Alkan (1813-1888) und Jacques Offenbach (1819-1880) begannen ihre musikalische Ausbildung in der Synagoge.
Der Vater von Fromental Halévy, Élie Lévy (1760-1826), stammte ursprünglich aus Furth, einer kleinen Stadt im Norden von Nürnberg und war Synagogen-Kantor. Nachdem die Bürgerrechte von Frankreich verkündet wurden, wanderte er nach Frankreich aus. 1798 heiratete er Julie Meyer, einer Jüdin aus Lothringen, welche ihm seinen ersten Sohn schenkte: So wurde am 27. Mai 1799 in Paris Jacques François Fromental Elias Lévy geboren. Nach der Verabschiedung des Dekrets von 1808, welches Juden dazu verpflichtete, sich beim Standesamt zu registrieren, änderte Elie Lévy seinen Namen in Halévy, zweifellos in Anlehnung an Juda Halévy, einen sephardischen Philosophen und Musiker des 17. Jahrhunderts.
Umwogen von Synagogenliedern, bewies der junge Fromental schon früh seine besondere musikalische Begabung. Im Alter von 10 Jahren wurde er am Conservatoire von Paris aufgenommen und wurde dort, ab seinem 12. Lebensjahr, von Cherubini unterrichtet. Im Alter von 20 Jahren, wurde er mit dem Grand Prix de Rome ausgezeichnet. In Wien verkehrte er mit Beethoven, doch galt seine wahre Bewunderung Mozart. Nach einem etwas holprigen Start im Bereich der Opern, wurde er mit seiner Oper La Juive, welche auf einem Libretto von Scribe basierte, im Jahr 1835 auf einen Schlag berühmt. Der Erfolg dieser Oper hielt in ganz Europa fast ein ganzes Jahrhundert lang an. Die Oper wurde in viele Sprachen übersetzt und etliche Male aufgeführt. Dann geriet die Oper jedoch, bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, in Vergessenheit.
1840 wurde Fromental Halévy zum Professor für Komposition am Conservatoire von Paris ernannt, zu seinen Schülern gehörten Gounod, Bized und Saint-Saëns. Von der Politik verlockt, kandidierte er zwischenzeitlich auch, jedoch erfolglos, für die Nationalversammlung. Nachdem er bereits seit 1836 Mitglied der Académie des Beaux-arts war, wurde er 1854 zum ständigen Sekretär ernannt. Trotz dieser Eingliederung in das französische politische und kulturelle Leben, beteiligte sich Halévy weiterhin auch an den Aktivitäten der jüdischen Gemeinde, distanzierte sich aber von allzu strenger religiöser Orthodoxie.
Er schrieb einige Vokalstücke für die Synagoge, darunter Vayehi binsoa, ein feierliches Stück zur Begleitung der Entnahme der Thorarolle aus dem Tabernakel, der Psalm 100 Mizmor lessodo, welcher anlässlich der Gottesdienste von Pessach, Schawuot und Sukkot gesungen wurde, sowie der Psalm 118 Min hametsar, welcher das Hallel abschließt. Bei letzterem handelt es sich um ein siebenstimmiges Stück, welches Halévy für die Hochzeit seines Neffen Edgar Rodrigues mit Louise Mayer, am 2. Mai 1858 komponierte und welches auch zur Einweihung der Groβen Synagoge am 9. September 1874, dargeboten wurde.
Halévy ist auch der Urheber, einer musikalischen Fassung des Psalms 130 Mimaakim, der in seiner lateinischen Fassung unter dem Titel De profundis bekannt ist (Aus den Tiefen rufe ich, Herr, zu dir). Dieses Werk mit seiner imposanten musikalischen Zusammensetzung (Orchester und Chor) wurde von Ludwigs XVIII. Kultusminister, beim Consistoire de la Seine in Auftrag gegeben, um dem Tod des Herzogs von Berry (1778-1820), dem Neffen des Königs und Thronerbens zu gedenken, welcher in der Nacht, vom 13. auf den 14. Februar 1820, ermordet wurde.
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