Das Label Dounia

Das Label Dounia ist ein orientalisches Musiklabel, das in den 1930er Jahren entstand. Laut Michel Lévy „waren die Eigentümer von Dounia französische Grafen, die in Frankreich Besitzungen hatten (…). Sie hatten einen Sitz in Algerien und einen zweiten in Paris, im Stadtteil Strasbourg Saint-Denis. Während des Algerienkriegs verkaufte Dounia, ebenso wie Pathé oder Teppaz, viele Schallplatten in Algerien. Das Business kam zum Erliegen, als Algerien eine eigene Währung einführte und die Pieds-noirs abwanderten … Es gab eine Art bleierner Mantel über dem Handelsaustausch zwischen Algerien und Frankreich. Zu diesem Zeitpunkt zogen sich die Eigentümer von Dounia zurück und boten El Kahlaoui Tounsi, der der künstlerische Leiter war, an, die Marke an ihn abzutreten.”[1]« Michel Lévy et les trésors de la chanson judéo-arabe », Je chante Magazine n° 12, Januar 2016, S. 75

El Kahlaoui Tounsi kaufte um 1962 das Label Dounia und produzierte dort zahlreiche jüdische Sänger aus Algerien wie Lili Boniche, Reinette l’Oranaise, Line Monty, Blond-Blond, oder aus Tunesien wie Raoul Journo, aber auch Künstler aus dem Mittelmeerraum wie den Ägypter Farid El Atrache, den Marokkaner Maati Ben Kacem oder den Griechen Aris San.

Ebenfalls laut Michel Lévy „traten in Frankreich die meisten jüdischen Künstler vor allem bei Familienfeiern, Bar Mitzwa und Hochzeiten auf. Line Monty zum Beispiel sang viel auf privaten Partys. Für all diese Künstler gab es eigentlich keine Galas, auch wenn es noch einige orientalische Kabaretts in Saint-Michel oder im Faubourg Montmartre gab. (…) Als ich Dounia aufkaufte, stellte ich fest, dass die Künstler in Waren bezahlt wurden, d. h. in Schallplatten oder Kassetten … Das stand schwarz auf weiß in den Verträgen. So konnten sie ihre Platten auf den Partys, auf denen sie auftraten, verkaufen.”[2]« Michel Lévy et les trésors de la chanson judéo-arabe », Je chante Magazine n° 12, Januar 2016, S. 75 und 77

In den 60er Jahren produzierte Dounia Hunderte von orientalischen, französisch-orentalischen oder „franzarabisch“ Liedern für die Nostalgiker des verlorenen Paradieses. Diese kreative Ader endete Anfang der 70er Jahre, als das Label Dounia kaum noch neue Aufnahmen machte und sich damit begnügte, seinen Katalog orientalischer Musik, der damals rund 15 Jahre umfasste, in Neuauflagen von Vinyl oder Kassetten zu verwerten.

Anfang der 1980er Jahre brachte Michel Lévy, der von El Kahlaoui Tounsi als Presseattaché eingestellt worden war, den Dounia-Katalog wieder in Schwung und kaufte ihn nach El Kahlaoui Tounsis Pensionierung in den 1990er Jahren.  Kurz darauf veröffentlichte Michel Lévy zusammen mit Bruno Barre bei Mélodie Distribution mehrere CDs von Lili Boniche, Blond-Blond, Reinette l’Oranaise, Line Monty, Luc Cherki, René Perez… in der Reihe „Trésors de la chanson judéo-arabe“(Schätze des jüdisch-arabischen Chansons). Diese Aufnahmen werden zum Teil zwischen 2006 und 2012 von Buda Musique in Lizenz neu aufgelegt.

Schließlich veröffentlichte Michel Lévy 2013 in seinem Label MLP Music (Reihe musikalisches Erbe) mehrere Dutzend Lieder aus dem Dounia-Katalog neu, mit der Veröffentlichung von vier CDs, die den jüdischen Sängern aus Algerien, Tunesien, Marokko und dem Nahen Osten gewidmet sind.

Quellen:

Je chante Magazine n° 12, Januar 2016

Radiosendung Chanteurs juifs de Tunisie,  Jüdische Musik von gestern und heute – Dienstag, 9. April 2013, Judaïques FM (94.8), mit Michel Lévy und Hervé Roten

Dounia, Discogs

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References
1 « Michel Lévy et les trésors de la chanson judéo-arabe », Je chante Magazine n° 12, Januar 2016, S. 75
2 « Michel Lévy et les trésors de la chanson judéo-arabe », Je chante Magazine n° 12, Januar 2016, S. 75 und 77

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