Zwischen Mai 2014 und April 2016, hat das IEMJ an die 150 handschriftliche Partituren erhalten und digitalisiert. Julianne Unterberger und Hervé Roten zeichnen hier, die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft von Reims, sowie deren zahlreiche kulturelle Aktivitäten, nach.
Am 13. Mai 2014 lud die Association culturelle et sociale israélite de Reims (ACSIR), deren Vorsitz Julianne Unterberger innehatte, Hervé Roten, den Direktoren des IEMJ ein, eine Konferenz zum Thema der „Entdeckung der jüdischen Musik“ zu geben. Anlässlich dieser Konferenz übergab Julianne Unterbeger, die Dr. Marc Lagache, dem Präsidenten der jüdischen Gemeinschaft von Reims untersteht, dem Institut Européen des Musiques Juives 132 Partituren, größtenteils Manuskripte, die aus der Zeit der Jahrhundertwende stammen
Dieser Archivfonds wurde am 18. April 2016 mit einer zusätzlichen Spende von 10 Musikbänden, welche teilweise in einem schlechten Zustand waren, ergänzt. Jean-Gabriel Davis, der für die Sammlungen zuständige Mitarbeiter des IEMJ fuhr nach Reims, um diese Dokumente, das musikalische Erbe der Gemeinschaft von Reim, in Empfang zu nehmen.
In diesen Archiven finden die wichtigsten Kantoren, Arrangeure, Organisten und Choristen (Léon Schwartz, Ministre-officiant im Jahr 1895, Salomon Schwatz, Léon Ross, Jules Fuzy, Fred Kitziger…) Erwähnung, welche zur Belebung des aschkenasischen Ritus in Reims, hauptsächlich zwischen 1879 und dem Ende der 1960er Jahre, beitrugen. Diese aschkenasische Liturgie von Reims entstammte der „deutschen“ Tradition, welche um die Wende zum 19. Jahrhundert, in Elsass-Lothringen Geltung hatte. Heute ist einer der Hauptvertreter dieses Ritus, die Große Synagoge von Paris. Aber wie so oft sind in diesem offiziellen aschkenasischen Ritus auch lokale musikalische Einschläge enthalten, welche sich eher auf die Persönlichkeit der Sänger, Chorleiter und anderer Arrangeure und so von deren Bestreben zeugen, dem Repertoire ihrer Synagoge ihren eigenen Stempel aufdrücken zu wollen als auf wahrhaftige rituelle Varianten, zurückführen lassen.
Auf den Fonds der Synagoge von Reims zugreifen
Jüdisches Leben in Reims (von Julianne Unterberger)
Erste Erwähnungen stammen aus dem 11. Jahrhundert. Nach der Veröffentlichung des Edikts des Parlaments von Paris aus dem Jahr 1270, wurden die Juden vertrieben und die jüdische Gemeinschaft verschwand im Laufe des 14. Jahrhunderts und blieb bis zur Französischen Revolution verschwunden. Auch wenn es gegen Ende des 18. Jahrhunderts eine erste Rückkehr gab, erlebte Reims doch erst nach der Niederlage von 1870 einen großen Zustrom von Juden, aus dem Elsass und der Mosel. 1875 ernannte die Gemeinschaft Emile Cahen zu ihrem ersten Rabbiner, die damalige Synagoge hatte aber nur ein kleines Oratorium. Aus diesem Grund wurde der Bau einer neuen Synagoge zur Notwendigkeit.
Die Synagoge von Reims
Die Synagoge von Reims wurde am 5. September 1879 eingeweiht und ist das Werk von Ernest Brunette, dem Sohn des Stadtarchitekten Narcisse Brunette. Die enthaltenen dekorativen Elemente – die Glasfenster und Wandmalereien – wurden in neomaurischen Stil von MARQUANT-VOGEL, einem lokalen Glasmachermeister, ausgeführt.
Die Orgel der Synagoge, ein Werk des Reimser Orgelbauers Augustin BRISSET, wurde 1901 eingeweiht. Sie ist überaus sehenswert und qualitativ hochwertig gefertigt. Heute gibt es nur noch zwei Brisset-Orgeln, die eine steht in der Synagoge von Reims und eine weitere steht in der Kirche Notre Dame von Hirson.
1989 wurde die Synagoge von Reims in die Liste der historischen Denkmäler aufgenommen.
Die Jahre 1945 bis 1970
Nach dem Zweiten Weltkrieg, war die Gemeinschaft auf 109 Mitglieder geschrumpft.
Erst nach dem Exodus der Franzosen aus Nordafrika, erreichte die Gemeinschaft im Jahr 1970 mit einer Zahl von 650 Mitgliedern, ihren höchsten Stand seit Ende des 19. Jahrhunderts
Die Verbreitung der jüdischen Kultur
Die Satzung der Association culturelle israélite de Reims (ACI von Reims) wurde 1905 festgelegt. Die Association culturelle et sociale israélite de Reims (kurz ACSIR), wurde 1995 von der ACI gegründet und setzt sich für die Verbreitung der jüdischen Kultur und den Erhalt der Synagoge ein. Die Teilnehmer der angebotenen Aktivitäten, sind zum Großteil nicht-jüdisch.
Seit 2003 organisiert die ACSIR regelmäßig Konferenzen, Ausstellungen, Kolloquien, Konzerte, moderne Hebräisch-Kurse, Begegnungen mit dem Judaismus, begleitete Führungen der Synagoge für alle Altersgruppen, von Kindern bis Erwachsenen… Außerdem hat die ACSIR auch einen Chor jüdischer Gesänge gegründet.
Alle angebotenen Veranstaltungen sind kostenlos und der breiten Öffentlichkeit zugänglich. Angekündigt werden die Veranstaltungen vor Ort oder auf der Internetseite des ACSIR.
Außerdem hat die ACSIR auch den Verlag ACSIREIMS ins Leben gerufen und veröffentlicht in ihm regelmäßig Konferenzen, sowie Dokumente von Kolloquien, welche sie organisiert. Die Audio- und Videoarchive dieser Veranstaltungen finden sich auf der Internetseite der ACSIR.