DIE SABBATLIEDER IM COMTADINER UND IM PORTUGIESISCHEN RITUS

Eine Auswahl an SabbatLiedern aus den Gemeinschaften des portugiesischen Ritus (Amsterdam, London, Paris, Bordeaux, Bayonne, New York, Curaçao…) und des Comtat Venaissin, dargeboten von Abraham Lopes Cardoso, Shimon Haliwa, Eliezer Abinun, Adolphe Attia, Malkiel Benamara, Gilbert Léon und vielen anderen

Der Sabbat ist ein Ruhetag und eine Institution des jüdischen Lebens. Die Lieder, welche diesen besonderen Tag untermalen, spielen dabei eine wichtige Rolle. Sei es in er Synagoge mit den fünf Gottesdiensten von Kabbalat Schabbat bis Motsei Schabbat oder zu Hause mit Ritualen, wie dem Anzünden der Kerzen, dem Kiddusch (Segen des Weins) am Freitagabend, dem Birkat Hamason (Tischgebet, das nach dem Essen gesprochen wird) oder auch der Hawdala (letzer Kiddusch, welcher den Sabbat abschließt). Es ist außerdem auch üblich, während der vier Sabbat-Mahlzeiten zahlreiche religiöse Gedichte die Zemirot (bei den chassidischen Juden auch Tish Nigunim) genannt werden, zu singen.

Der Sabbat ermöglicht es so seine innere Stimme durch seine äußere Stimme zu finden.

Auf der folgenden Playlist ist eine Auswahl an Sabbat-Liedern des comtadiner und des portugiesischen Ritus zu hören.

Die Juden des Comtat Venaissin (Capentras, Avignon, Cavallon und L’Isle-sur-la-Sorgue), von denen es zu keiner Zeit mehr als zweitausend gab, stammen von den Juden aus dem Languedoc und der Provence ab, welche im 14. und im 15. Jahrhundert aus dem Königreich Frankreich vertrieben wurden. Deshalb ist auch der ihrige Ritus am tiefsten im französischen Boden verwurzelt. Anthologien, zunächst in handschriftlicher, dann im 18. Jahrhundert auch in gedruckter Form, bewahrten die gebräuchlichen Gebete. Die Lieder hingegen wurden nur in mündlicher Form überliefert und wären unwiederbringlich verloren gegangen, wenn nicht 1885, auf Initiative des Oberrabbiners Jonas Weyl und des Consistoire israélite de Marseille, zwei Israeliten aus Aix-en-Provence, Jules-Salomon und Mardochée Crémieu, sie nicht von den letzten praktizierenden Kantoren überliefert und in einem Buch mit dem Namen Chants hébraïques suivant le rite des communautés israélites de l’ancien Comtat Venaissin gesammelt hätten.

Der portugiesische Ritus (wird auch „hispano-portugiesischer Ritus“ genannt) ist mit der Geschichte der Marranen verbunden, den Juden, welche 1391 zwangsweise zum Christentum bekehrt wurden. Nach der Verfolgung durch die spanische und portugiesische Inquisition von 1481 und 1536, schlossen sich mehrere hundert Marranen bestehenden jüdischen Gemeinschaften (z.B. den Gemeinschaften von Amsterdam, Livorno oder Hamburg) an und kehrten somit öffentlich zum Judaismus zurück. Andere ließen sich Mitte des 16. Jahrhunderts zunächst in Bordeaux, dann auch in der Region von Bayonne nieder. Anschließend kam es zu einem – vor allem kommerziellen – Austausch zwischen den verschiedenen portugiesischen Gemeinschaften, die Praktizierung dieses Ritus verbreitete sich bis nach New York und in die niederländischen Kolonien von Curaçao.

Anzumerken ist, dass der Großteil der Stücke dieser Playlist zum Zweck der Aufnahme von Musikinstrumenten begleitet wurden, was am Sabbat in den meisten Synagogen nicht der Fall ist. Unter den Stücken befinden sich auch portugiesische Melodien, welche von der westlichen Musik des 18. und 19. Jahrhunderts beeinflusst wurden.

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