Die Juden aus Maghreb: Sänger und Musiker im 19. und 20. Jahrhundert

Von Alain Chaoulli

Edition L’Harmattan, 4 septembre 2019, 260 p.
Vorwort von Simon Elbaz

Alain Chaoulli ist Spezialist der iranisch-jüdischen Kultur und bietet in seinem Buch ein weitläufiges Panorama, der judäo-arabisch-andalusischen Musik der drei Länder des Maghreb: Algerien, Marokko und Tunesien.

In dem Buch werden die wichtigsten musikalischen Genres (wie etwa malouf, nouba, Sanaa, msaddar, dardj, btâybi, inçirâf, khlas, hawzi, aroubi, melboun, chaabi, matrouz) beschrieben, genauso wie die Biografien der zahlreichen jüdischen Künstler aus dem Maghreb, wie Albert Rouimi (1919-1999) alias Blond Blond, der Albino-Sänger und Imitator von Maurice Chevalier, Lili (Élie) Boniche (1921-2008), Schöpfer des berühmten Hits „Alger-Alger“ und der Adaptation von „La Mamma“, „Ya Ymma“ von Charles Aznavour, Maurice El Médioni (1928), Salim Hallali (1920-2005), geboren in einer Bäckerfamilie als Sohn eines türkischstämmigen Vater und einer jüdisch-berberischen Mutter, Élie Moyal alias Lili Labassi (1897-1969), Vater des Schauspielers Robert Castel, Cheikh Raymond Leiris (1912-1961), welcher ermordet wurde, Éliane Sarfati (1926-2003) alias Line Monty, Saül Durand (1865-1928) alias Mouzino, René Perez (1940-2011), Sultana Daoud (1915-1998) alias Reinette l’Oranaise, Messaoud Médioni (1893-1943) alias Saoud l’Oranais, welcher zusammen mit seinem dreizehnjährigen Sohn nach Sobibor deportiert wurde, Simone Tamar Allouche (1932-1982), « la voix d’or de Constantine », Yafil Ibn Shbab (1877-1928) alias Edmond Nathan Yafil und Joseph Benganoun (1890-1975) alias Cheikh Zouzou, ein virtuoser Violinist.

Auch zeitgenösserische Künstler, finden in dem Buch Erwähnung, wie Jo Amar, Pionier der jüdischen liturgischen Musik, Haïm Botbol (1938), der erste marokkanische Sänger, der eine elektrische Gitarre verwendete, Rabbi David Bouzaglo (1901-1975), Simon Elbaz (1938), Autor, Komiker, Schauspieler, Komponist und Sänger, Raymonde Cohen-Abecassis (1943) alias Raymonde El Bidaouia, Zohra El Fassiya (1905-1994), eine bekannte Sängerin der Volksmusik, Félix Wizman (1937-2008) alias Félix El-Maghribi, Salomon Amzallag (1922-2008) alias Samy El Maghribi, der nach Kanada emigrierte, wo er Synagogenkantor wurde, Maxime Karoutchi, der Rabbiner Haïm Louk (1942), ein arabisch-andalusischer  virtuoser Musiker und Émile Zrihan (1952), die „marokkanische Nachtigal“.

Mehrere Seiten widmet der Autor auch dem künstlerischen Werdegang von Issim Israël Rozzio (1897-1939) alias Cheikh El’Afrit,  „der Gewiefte“, der von dem Bey von Tunis eigeladen wurde, jede Woche im Palais du Bardo aufzutreten, von Élie Touitou ( 1932-2000) alias El Kahlaoui Tounsi, ein Perkussionist, der in der Darbouka spezialisiert war und der eine große Karriere in den USA erlebte, von Maurice Meimoun (1929-1993) alias Meimoun El Tounsi, Oud-Spieler und Violinist, von dem großartigen Raoul Journo (1911-2001), ausgezeichnet von Jack Lang und Habib Bourguiba, von Habiba Msika (1903-1930), die von einem verschmähten Verehrter ermordet wurde, von Asher Mizrahi (1890-1967), der in  Jerusalem geboren wurde und in Isreal starb, nachdem er lange in Tunesien gelebt hatte, von Hana Rached (1933-2003), der Tocher der Sängerin und Tänzerin Flifla Chamia, von Leïla Sfez (1874-1944), der Nichte von Habiba Msika, von den Shemmama-Schwestern, Kammuna, Mannana, Bibiya und Bhayka, der den berühmten Violonisten Kaylu begleitete, von Louisa Saâdoun (1905-1961) alias Louisa Tounsia und von Slama Youssef (1903-1970), dem bekannten Zither-Spieler, der nun in Jerusalem ruht.

Das Buch behandelt außerdem auch judäische Sprachen und Musikinstrumente. Des Weiteren wurden mehrere Kapitel der Entwicklung des nordafrikanischen Judentums gewidmet. Dabei sind zum Teil auch Ungenauigkeiten enthalten, oder Stellen, die von dem offensichtlichen Wunsch nach einer Beschönigung, eines Zusammenlebens zeugen, das nicht immer so idyllisch war.

Zusammenfassend, handelt es sich bei dem Buch, das von einer CD und einer DVD von Simon Elbaz über das Matrouz begleitet wird, trotz einiger Ungenauigkeiten um eine wertvolle Informationsquelle.

Ein Beitrag zum jüdischen Musikerbe Nordafrikas. Entdeckenswert…

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