Die Slichot im türkischen Ritus

Eine Auswahl von Slichot, gespielt von Isaac Algazi, Haim Effendi, Izzet Bana und Hadass Pal-Yarden

Die Slichot sind Gebete der Buße und Reue, mit denen der Gläubige bei Gott, für die begangenen Sünden, um Vergebung bittet. Dieser Brauch basiert auf den 13 göttlichen Attributen der Barmherzigkeit, die der Überlieferung nach, Moses von Gott übergeben wurden (Exodus, 34, 6-7). Ursprünglich wurden die Slichot während der Jom-Kippur- und Fastengottesdienste gelesen. Dann weitete sich der Brauch, auf die 10 Tage (Jamim Noraim), zwischen Rosch ha-Schana und Kippur, aus. Die aschkenasische und die chassidische Gemeinschaft sprechen die Slichot an dem Samstag, welcher dem Fest Rosch ha-Schana (um mindestens vier Tage) vorausgeht. Die sephardischen Gemeinschaften wiederum, lesen sie ab dem 1. Elul, vierzig Tage lang bei Sonnenaufgang und vor dem Morgengebet.

Auf der folgenden Playlist ist eine Auswahl an Slichot zu hören, die aus dem Osmanischen Reich stammen und von legendären Künstlern, wie Haïm Effendi (1853-1938) oder Isaac Algazi (1889-1950), vorgetragen werden.

Haïm Effendi wurde 1853 in Edirne (früher Adrianopel) geboren, einem der bedeutendsten Zentren der sephardischen religiösen Musik des Osmanischen Reichs. Durch die zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufkommende Plattenindustrie, konnte der Klang seiner unvergleichlichen Stimme bewahrt werden.

Isaac Algazi wurde am 24. April 1889 als Sohn des Kantors Salomon Algazi, in Izmir geboren. Nach dem Studium der profanen und liturgischen Musik, wurde er 1908 Kantor der Beit Israel Synagoge. 1923 zog er nach Istanbul und wurde 1929 Kantor und Musiklehrer an der sephardischen „italienischen“ Synagoge des Galata-Bezirks in Istanbul. Zwischen 1909 und 1929 nahm Issac Algazi zahlreiche Aufnahmen sephardischer Melodien bei den bekanntesten Musiklabels Columbia, Favorite, Gramophone, Odeon und Pathé auf. 1933 zog er nach Paris, wo er im Dienst der Großen Synagoge stand. 1935 emigrierte er schließlich nach Uruguay, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1950, in Montevideo blieb.

Neben dieser beiden für die osmanischen Kantorenkunst berühmten Künstler, beinhaltet die Playlist auch Feldaufnahmen der MusikwissenschaftlerInnen Edith Gerson-Kiwi und Jean-Claude Sillamy. Es gibt überdies auch modernere, auf Kassette oder CD aufgenommene Versionen der Slichot, etwa vom 1950 in Istanbul geborenen Izzet Bana oder der Sängerin Hadass Pal-Yarden.

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