Die Slichot im italienischen Ritus

Eine Auswahl von Slichot, dargeboten von Alberto Funaro, Bruno Polacco, Aldo Perez, Fernando Belgrado und den Sängern und Gläubigen des Maggiore- und Spagnolo-Tempels in Rom

Die Slichot sind Gebete der Buße und Reue, mit denen der Gläubige bei Gott, für die begangenen Sünden, um Vergebung bittet. Dieser Brauch basiert auf den 13 göttlichen Attributen der Barmherzigkeit, die der Überlieferung nach, Moses von Gott übergeben wurden (Exodus, 34, 6-7).

Ursprünglich wurden die Slichot während der Jom-Kippur- und Fastengottesdienste gelesen. Dann weitete sich der Brauch auf die 10 Tage (Jamim Noraim), zwischen Rosch ha-Schana und Kippur aus. Die aschkenasische und die chassidische Gemeinschaft sprechen die Slichot an dem Samstag, welcher dem Fest Rosch ha-Schana (um mindestens vier Tage) vorausgeht. Die sephardischen Gemeinschaften wiederum, lesen sie ab dem 1. Elul, vierzig Tage lang bei Sonnenaufgang und vor dem Morgengebet.

Auf der folgenden Playlist ist eine Auswahl an Slichot zu hören, welche in verschiedenen italienischen Riten vorgetragen werden. In Italien ist Europas älteste jüdische Gemeinde ansässig. Die Ansiedlung von Juden auf der Halbinsel geht auf den Makkabäeraufstand (175 – 140 v. Chr.) zurück. Bedeutend wurde ihre Präsenz 63 v. Chr. im Römischen Reich und besonders in Rom. Dort hielten sie ihren, weder aus der aschkenasischen noch aus der sephardischen Welt stammenden Ritus (der italki genannt wird), aufrecht. Im 11. Jahrhundert ließen sich romaniote und aschkenasische Juden in Venedig und Padua nieder. Zur selben Zeit blühten die jüdischen Gemeinden Süditaliens, bis ins 13. Jahrhundert unter dem byzantinischen Reich, auf. Nach der endgültigen Vertreibung der Juden aus Frankreich im Jahre 1394, siedelten sie sich in den piemontesischen Städten Asti, Fossano und Moncalvo an. Dort hielten sie ihren, nach den Anfangsbuchstaben dieser Städten minhag apam oder auch afam benannten Ritus, aufrecht. Im selben Zeitraum ließen sich provenzalische Juden, auf dem in aragonischem Besitz stehenden Sardinien, nieder.  Ab Ende des 14. Jahrhunderts wurde Italien –insbesondere Livorno und Venedig – zum Zufluchtsort für viele spanische Juden, welche vor den Zwangskonvertierungen flüchteten.

Mit der sephardischen Einwanderung nahm die italienische jüdische Gemeinschaft ihre endgültige und einzigartige Zusammensetzung an. Sie besteht aus drei verschiedenen und ihre einzigarten Eigenschaften bewahrenden Gemeinschaften. Da wären zunächst die Italiener oder Italki genannten Juden, welche sich bereits unter dem Römischen Reich ansiedelten. Dann gibt es die aschkenasischen Juden aus Deutschland und Frankreich und schließlich noch die sephardischen Juden mit spanischem Ursprung, zu denen auch romaniote Juden aus dem Balkan gezählt werden. Aufgrund der Errichtung von Ghettos lebten sie in nächster Nähe zueinander und bauten auch ihre Synagogen in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Gemeinschaft umfasst heute 50 000 Personen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ließen sich viele Juden aus Libyen, dem Iran und, in geringerem Maße aus Osteuropa, in Rom, Mailand und Ivorno nieder, wo sie ihre Riten weiter praktizierten.

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