Les sources musicales juives en France

Hervé Roten –

Akten des 19. Kongresses der AIBM – Juli 2001

Die Anfänge der jüdischen Gemeinschaft in Frankreich liegen weit zurück. Im Jahr 6 n. Chr. ließ sich Archelaus, der Ethnarch von Judäa, welcher vom römischen Kaiser Augustus verbannt worden war, in der Stadt Vienne (Isère) nieder. Unter den Merowingerkönigen siedelten sich jüdische Familien im Fränkischen Reich an. Über die folgenden Jahrhunderte hinweg entwickelten sich diese, in der Regel kleinen Gemeinschaften, entweder weiter oder verschwanden.

Zu Beginn der Französischen Revolution zählte die jüdische Gemeinschaft ca. 40 000 Mitglieder, welche vor allem in Elsass-Lothringen, im Comtat Venaissin und im Südwesten Frankeichs ansässig waren. Mit der Emanzipation der Juden, wurde der französische Judaismus im Laufe des 19. Jahrhunderts, durch Elemente aus Mitteleuropa und insbesondere aus Deutschland bereichert. Im Jahr 1880 führten die in Russland wütenden Pogrome zur Auswanderung polnischer, rumänischer und russischer Juden nach Frankreich. Ab 1908 durchquerten Juden, welche aus osmanischen Ländern (insbesondere aus Saloniki, Konstantinopel und Smyrna) stammten, Frankreich und ließen sich dort manchmal auch nieder. Zwischen den beiden Weltkriegen brachten mehrere aufeinander folgende Wellen, mehr als 100 000 Juden aus Italien, Mittel- und Osteuropa (Deutschland, Österreich, Ungarn, Tschechoslowakei, Russland, Polen, Ukraine, Lettland, Litauen…), sowie Juden aus Griechenland und der Türkei, nach Frankreich.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die jüdische Gemeinschaft Frankreichs stark geschwächt. Das Rabbinat wurde stark dezimiert und die Abkehr von religiösen Praktiken war vollkommen. Erst mit Ankunft von ca. 200 000 Juden aus Nordafrika, welche es zwischen 1956 und 1967 ins Land kamen, erlebte der französische Judaismus sowohl religiösen wie auch kulturellen Aufschwung. Heute ist der französische Judaismus besonders vielgestaltig. Mit schätzungsweise 600 bis 700 000 Personen, bildet der französische Judaismus ein Mosaik von Gemeinschaften unterschiedlichster Traditionen und Herkünften.

I. Die jüdische Musikpraxis in Frankreich: ein Überblick

Die jüdischen Musiktraditionen in Frankreich spiegeln die multikulturelle Dimension des Judaismus wider. Vom synagogalen Kantillation bis hin zur jiddischen Folklore, von orientalischen Tänzen, bis zur osteuropäischer Klezmer – ein ungeschulter Zuhörer mag angesichts der Heterogenität dieser musikalischen Praktiken etwas überwältigt sein. Dennoch können sie in zwei Gattungen eingeteilt werden: einerseits religiöse Musik für den internen Gebrauch; andererseits weltliche Musik, welche aus der Ethnizität schöpft.

1) Die religiöse Musik

Die liturgische Musik stellt die Grundlage der jüdischen Musikpraxis dar. Der Gesang ist in der Synagoge und zu Hause allgegenwärtig und bestimmt das Leben der Gläubigen. Ein religiöser Jude geht dreimal am Tag in die Synagoge, um die vom Vater durch die mündliche Tradition erlernten Melodien vorzutragen. Jüdische Feiertage sind, je nach ihrer Bedeutung und Wichtigkeit innerhalb des jüdischen Kalenders, musikalisch mehr oder weniger stark musikalisch ausgeschmückt.

In zahlenmäßig großen Gemeinschaften übernehmen die Kantoren, neben den Rabbinern, den vokalen Teil des Gottesdienstes. Die Gemeinschaft antwortet ihnen, indem sie verschiedene Teile des Gebets. Unter den Gläubigen ist die Bedeutung des Ba‘ale massore [1]Wortwörtlich: Hüter der Tradition, zu erwähnen. Es handelt sich dabei um einen Gelehrten, der die Tradition auswendig kennt und der auf die Einhaltung der Riten und der in der Synagoge gesungenen Liedern, achtet. Es ist anzumerken, dass diese Traditionen, welche ursprünglich im Wesentlichen mündlich und monodisch waren, seit dem 19. Jahrhundert auch ein polyphones Chorrepertoire umfasst, welches manchmal auch über Orgelbegleitung verfügt, obwohl Musikinstrumenten in der Synagoge, seit dem Fall des Tempels (70 n. Chr.), verboten sind [2]Die einzige nennenswerte Ausnahme ist das Schofar, ein Widderhorn, welches vor allem anlässlich von Neujahr (Rosch ha-Schana) und am Versöhnungsfest (Jom Kippur) erklingt..

Jede Synagoge besitzt ihren eigenen musikalischen Ritus. Dieser hängt vom Standort der Synagoge, der Ausübung säkulärer Traditionen und der Herkunft der Mehrheit der Gläubigen ab.  So werden in einer homogenen Gemeinschaft, welche ausschließlich aus tunesischen Juden besteht, die Gebete im tunesischen Ritus gesungen. In der Großen Synagoge von Paris, ist der Ritus allgemein aschkenasisch, doch die Melodien stammen dabei meist aus der konsistorialen Zeit und unterscheiden sich somit etwa von dem polnischen oder dem russischen Ritus. Einige Gemeinschaften – vor allem in Städten mit einer geringen jüdischen Bevölkerung – bringen Gläubige mit sehr unterschiedlichen Herkunftsorten zusammen. Es kommt somit zu einer Mischung von Melodien und Traditionen, je nach Einfluss und Stärke der verschiedenen Gruppen.

2) Die weltliche Musik

Es existiert – parallel zu dieser liturgischen Praxis – eine gemeinschaftliche musikalische Praxis. Diese beansprucht die jüdische Identität als Grundlage eines musikalischen Bewusstseins. So wird osteuropäische (jiddische, chassidische), orientalische, judäo-spanische Musik – welche einst im alltäglichen Leben gesungen wurde – verbunden, mit einer Diasporakultur, welche heute oft verschwundenen ist und die man versucht, wiederzubeleben. So lassen die Aschkenasim die Gesänge der jiddischen Folklore wiederaufleben. Die Chassidim tanzen und bringen ihre Freude, zu Klängen von Orchestern, zum Ausdruck, welche an die alten Instrumentalensembles Osteuropas (Klezmerim) erinnern. Auf ähnliche Weise, erzählen die alten judäo-spanischen Romanzen und Wiegenlieder zu Gitarrenklängen, die Geschichte des Königreichs von Salomon.

Diese Praktiken finden in der Regel in Gemeindezentren, wie Festsälen, Konzertsälen oder auch in Theatercafés statt. Dabei ist der Gesang das vorherrschende Element, doch auch der Tanz, welcher die chassidische und israelische Folklore perpetuiert – spielt eine nicht unbedeutende Rolle. Zur Begleitung der Sänger und Tänzer werden häufig Instrumente, wie Geige, Klarinette, Akkordeon oder Gitarre sowie verschiedene Arten von Schlaginstrumenten eingesetzt. Dennoch sind die verschiedenen Interpreten dieser Musik, oft nicht einer einzigen Tradition verschrieben. Sie zögern nicht, sich leicht austauschbare Repertoires anzueignen, indem sie jiddische Lieder und judäo-spanische Musik miteinander verbinden. Sie schöpfen so aus einem enormen musikalischen Schatz, welcher auf den Nöten des jüdischen Volkes begründet ist und schaffen somit eine Art mythische und stilistische Folklore.

Schließlich noch ein letzter Faktor der Neuheit: Seit einigen Jahrzehnten, wurden populäre israelische Lieder und Tänze [3]Wie beispielsweise die Hora, ein ursprünglich aus Rumänien stammender Tanz., Teil des Repertoires der jüdischen Musiktradition in Frankreich. Diese Musik mit volkstümlichen Charakter, schließt alle Teilnehmer mit ein und wird in der Regel in Jugendbewegungen oder bei großen Familienfesten, wie Hochzeiten, Festen der religiösen Mündigkeit (Bar Mitzwa) oder auch bei Beschneidungen, gespielt.

Dieser kurze Überblick beweist die Lebendigkeit und Vielfalt der jüdischen Musikpraxis in Frankreich. Durch den Kontakt mit den umliegenden Gesellschaften wurde die jüdische Musik durch die verschiedenen Stilelemente bereichert: So treffen alte biblische Kantillationen auf mittelalterliche andalusische Poesien, osteuropäische Melodien auf lyrische Kompositionen des 19. Jahrhunderts. In dieser Hinsicht ist die jüdische Musik ein Land der Fossilien, bestehend aus musikalischen Schichten der verschiedenen Zeiten und Orten, ein lebendiges musikalisches Kollektivgedächtnis. Dieses muss gesammelt, erforscht, gefördert und immer wieder neu geschaffen werden, insofern es nicht infolge der soziodemografischen Umwälzungen (Shoah, interkulturelle Hochzeiten, Assimilation und wachsender Einfluss der israelischen Kultur) des 20. Jahrhunderts verschwinden soll.

Um dieser Notwendigkeit gerecht zu werden, hat die Fondation du Judaïsme Français die Idee eines Forschungsprogramms entwickelt, welches sich dem Musikerbe der Juden Frankreichs widmet.

II. Das Programm des Musikerbes der Juden Frankreichs

Das Programme des Musikerbes der Juden Frankreichs beruht auf vier zentralen Punkten:

1) Durchführung einer Bestandsaufnahme der verschiedenen Akteure im Bereich der jüdischen Musik (rabbinische Gremien, Kenner der Traditionen, Musikverbände, Musiker, usw.), zur Erstellung eines Guides und eines Verzeichnisses der jüdischen Musiktraditionen in Frankreich

2) Inventarisierung der Musikarchive, um zu deren Erhaltung beizutragen

3) Sammlung einer Reihe von mündlichen wie auch schriftlichen Dokumenten, welche besonders kennzeichnend für die Vielfalt der jüdischen Musiktraditionen in Frankreich sind

4) Förderung dieses Erbes durch die Organisation von Veranstaltungen (Konzerten, Konferenzen, Symposien) sowie durch den Vertrieb einer CD-Sammlung, welche dem Musikerbe der Juden Frankreichs gewidmet ist (Originalaufnahmen oder Digitalisierung unveröffentlichter Musivarchive).

Einen Teil der im Rahmen des Forschungsprogramm Musikerbe der Juden Frankreichs gesammelten Daten, wird online einsehbar sein. Diese Internetseite soll einen Überblick über die jüdischen Musikpraktiken in Frankreich geben und es dem Nutzer ermöglichen, das aktuelle jüdische Musikgeschehen zu verfolgen (etwa anhand eines Kalenders der Veranstaltungen, biografische Notizen über die entsprechenden Musiker, Auszüge aus den neuesten diskografischen Veröffentlichungen, usw.) sowie Verbindung zu anderen Organismen herstellen (Vgl. Plan der Internetseite, Annex 1).

Letztendlich wird eins der Ziele darin bestehen einer breiten Öffentlichkeit, eine Art klangliches wie auch visuelles „Schaufenster“ des jüdischen Musikschaffens und der jüdischen Musiktraditionen in Frankreich, zugänglich zu machen.

III. Die jüdischen musikalischen Archivbestände: Eine Bestandsaufnahme

Die Bestandsaufnahme der Orte, an denen jüdische Musik praktiziert, bewahrt und verbreitet wird, begann vor einem Jahr. Noch ist es demnach zu früh, für aussagekräftige Ergebnisse. Es können höchstens einige Elemente des Bestandsaufnahme aufgeführt werden, welche in Paris durchgeführt wurde, wo rund zwei-drittel und damit zwischen 600 und 700 000 der Juden Frankreichs leben.

Der erste Teil meiner Arbeit bestand darin, Kontakt zu den Institutionen und Vereinen aufzunehmen, welche über Dokumente mit einem Bezug zur jüdischen Musik verfügen und welche einen Schutz dieser Dokumente in Anspruch nehmen könnten. Absichtlich habe ich die Sichtung privater Archive auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, denn sie sind nicht frei zugänglich, der Zugang muss daher gesondert angegangen werden. Die gute Vernetzung innerhalb der jüdischen Gemeinschaft, ermöglichte mir eine schnelle Kontaktaufnahme mit den Verantwortlichen der verschiedenen jüdischen Einrichtungen. Nachdem ich ihnen mein das Ziel meines Vorhabens unterbreitet hatte, erklärten sich meine Gesprächspartner in der Regel zu einer umfassenden und uneingeschränkten Zusammenarbeit bereit und ermöglichten mir den Zugang zu ihrer Sammlung.

Vor Ort boten sich mir zwei Szenarien: Entweder wurden die Sammlungen inventarisiert und vorschriftsmäßig katalogisiert, oder – was weitaus häufiger vorkam – die Sammlungen waren nur ungefähr in Kisten archiviert oder, was noch schlimmer war, einem manchmal bereits fortgeschrittenen Zustand des Verfalls überlassen. Im zweiten Szenario musste ich selbst eine zusammenfassende Bestandsaufnahme durchführen, welche ich zwischenzeitlich in einem Notizbuch festhielt, bis sie in eine digitale Datenbank, welche tatsächlich gerade dabei ist zu entstehen, eingespeist werden können. Mein primäres Ziel war es, die wichtigsten Quellen der jüdischen Musik zu lokalisieren, eine zusammenfassende Bestandaufnahme dieser Quellen durchzuführen, ohne dabei die Katalogisierungsarbeit zu ersetzen, welche der Verantwortung der jeweiligen Institution obliegt, welche im Besitz der entsprechenden Sammlungen ist.

Dokumentationsorte und wichtigsten Ergebnisse der Bestandsaufnahme:

Archive des zentralen Konsistoriums Frankreichs

17 rue Saint Georges – 75009 Paris (Kontakt: Philippe Landau)

Umfangreiche Sammlung, doch in einem sehr schlechten Erhaltungszustand. Keine Bestandsaufnahme verfügbar.

Beschreibung der Sammlung:

  • 13 Sammlungen von Partituren (von 1895 bis 1953) der Kantoren-Musik, für Solo- oder Begleitstimme
  • 10 Archivkisten, von denen die meisten die Beschriftung „Jüdische Musik des 19. Jahrhunderts – Samuel David“ tragen. Tatsächlich enthalten die Kisten 1, 2, 3, 6, 7, 8 und 9 vor allem Manuskripte (Orchester und Einzelstimmen) der Werke Samuel Davids, der im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, der Musikdirektor des Konsistoriums war. Samuel David war darüber hinaus auch Komponist von Opern, Operetten und Sinfonien. Die Kiste 4 enthält verschiedene gedruckte Partituren, welche aus dem frühen 20. Jahrhundert stammen, sowie Briefe über die synagogale Musikpraxis. Die Kiste 5 enthält Partituren von Salomon Rossi und Manuskripte von Samuel David. Schließlich enthält die Kiste 10, den Text von Leon Algazis Radiosendung „La voix d’Israël“ („Die Stimme Israels“), welche zwischen 1932 und 1934 aufgezeichnet wurde. Andere Aufnahmen, welche wahrscheinlich bei Radio France archiviert sind, werden ebenfalls aufgeführt. Kiste 10 enthält

– Bibliothek der Alliance Israélite Universelle (A.I.U.)

45 rue la Bruyère – 75009 Paris (Kontakt: Jean-Claude Kupermink)

Beschreibung der Sammlung:

Eine der bedeutendsten Sammlungen über verschiedene Aspekte des Judaismus. Der musikalische Teil umfasst folgende Dokumente:

  • 75 Partituren jiddischer Lieder, A cappella oder mit Instrumentalbegleitung (Lieder Opernarien, Operetten, Theaterstücke, Liturgien; Musik von Lebedoff, Goldfalden, Small, Sirota, Rosenblatt, usw.), welche zwischen 1897 und 1921 in den USA veröffentlicht wurden.
  • 71 verschiedene Sammlungen von Partituren (liturgische Lieder, jiddische Lieder, judäo-spanische Lieder, usw.)
  • 68 Hintergrundarbeiten (Bücher, Artikel) über die jüdische Musik.
  • Die Tonträgersammlung ist so gut wie nicht existent (einige Schallplatten und Kassetten), der Großteil der Aufnahmen befindet sich in der Yuval-Sammlung (siehe unten), welche in denselben Räumlichkeiten untergebracht ist wie die Alliance Israélite Universelle.

– Bibliothek des unbekannten jüdischen Märtyrers

17 rue Geoffroy l’Asnier – 75004 Paris (Kontakt: Frau Karen Taieb)

Spezifische Sammlung (Krieg von 1939-1945); sehr wenige musikalische Archivbestände: einige Bücher und Partituren der Musik in den Lagern; allgemeine Werke über jüdisch-stämmige Musiker und Komponisten (Darius Milhaud, Gustav Mahler…). Das Archiv befindet sich im gleichen Gebäude, ein Stockwerk tiefer und enthält zwei Musikpartituren, welche von jüdischen Musikern in den französischen Internierungslagern komponiert wurden.

– Bibliothek des Museums der Kunst und Geschichte des Judaismus

Hôtel de St Aignan, 71 rue du Temple – 75003 Paris (Kontakt: Isabelle Pleskoff, Alexandre Litvak)

Umfassende, sich im Aufbau befindende Sammlung.

Beschreibung der Sammlung:

  • 29 Partituren jiddischer Musik (Chansons, Opern, gesungenes Theater von Goldfaden, Rumshiski, Small…) für Gesang, Klavier und Violine, welche zwischen 1900 und 1917 in den USA herausgegeben wurden.
  • Rund 120 gedruckte Dokumente mit musikalischem Inhalt (Bücher, musikalische Anthologien, Partituren).
  • Keine musikalischen Manuskripte.
  • 76 78-Schallplatten, welche zwischen 1928 und 1950 in den USA, in Frankreich und in Palästina aufgenommen wurden und ein Repertoire der jiddischen Volksmusik (Kabarett, Comedy…), Klezmer- sowie Kantorei-Musik enthalten.
  • 250 Compact-Discs, welche auf der Internetseite www.mahj.org/base_cd-audio zugänglich sind.
  • Ein Großteil der musikalischen Ikonographie-Sammlung wurde digitalisiert: Postkarten aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts, Gravuren, Gemälde, Instrumentalplatten, usw.
  • Sammlung musikalischer Videos (26): Biografien von Musikern, Dokumentationen über verschiedene jüdische Musiktraditionen.

Nationalbibliothek

a) Abteilung für hebräische Manuskripte
58 rue de Richelieu – 75003 Paris (Ansprechpartner: Michel Garel):
Diese was Musik betrifft, recht begrenzte Sammlung, wurde von Israel Adler inventarisiert und in das R.I.S.M. (Internationales Quellenlexikon der Musik) aufgenommen

b) Musikabteilung
2 rue de Louvois – 75003 Paris (Kontakt: Françoise Grange):
Sehr bedeutende Sammlung, in welcher alle französischen Veröffentlichungen dieses Gebiets erfasst sind. Die Karteien enthalten mehr als 350 Verweise, auf jüdische Musik.

Da die alten Karteien nicht in digitalisierter Form vorliegen, sind viele der Aktenaufzeichnungen redundant. Dennoch enthält die gesamte Sammlung fast 80 Sammlungen von Partituren, von denen einige aus dem 19. Jahrhundert stammen.

  • Allgemeine Karteien: Haupteinträge und Anzahl der Dokumente ()
  • Themenkatalog: Jüdische Musik (140), Volkslieder (4), jiddische Volkslieder (17), Chassidismus (7), Israel, Geschichte (9), Kantillation (18).
  • Katalog musikalischer Themen: Jüdisch (2)
  • Katalog musikalischer Inhalte: Liturgische, Musik (84)

Karteien des Conservatoire National Supérieur de Musique (C.N.S.M.):

  • Jüdische Musik (18), Jüdisches Wörterbuch (2)

– Bibliothek des Séminaire Israélite de France

9 rue Vauquelin – 75005 Paris (Kontakt: Joël Touati)

Bedeutende und unveröffentlichte Sammlung, am heutigen Tag nicht inventarisiert: rund 300 Objekte (?)

Kurzbeschreibung (eine vollständige Bestandsaufnahme folgt zu einem späteren Zeitpunkt):

  • Große Anzahl von Sammlungen alter gedruckter Partituren (letztes Drittel des 19. Jahrhunderts).
  • Zahlreiche Manuskripte
  • Werke über Musik und die biblische Kantillation.
  • Musikalische Transkriptionen (auf Mikrofilmen) von Kantorenliedern.
  • Einige seltene Schallplatten, keine Magnetbandaufnahmen.

Vladimir-Medem-Bibliothek

52 rue René Boulanger – 75010 Paris (Kontakt: Blanche Belfer)

Diese bedeutende und qualitativ hochwertige Sammlung, widmet sich größtenteils der jiddischen Kultur. Sie ist Bestandteil der Sammlungen der Association D’Étude et de Diffusion de la Culture Yiddish (A.E.D.C.Y.).

Beschreibung der Sammlung:

  • Rund 150 Sammlungen von jiddischen Partituren aller möglichen Genres (Chansons, Operetten, usw.)
  • Archive (von 1950 bis 1970) des Repertoires des jüdischen Volkschors.
  • Partituren des jüdischen Chors der Union des Engagés Volontaires Anciens Combattants Juifs 1939-1945.
  • Bedeutende Sammlung an Tondokumenten: 200 78-Schallplatten und 300 33-Schallplatten, sowie kommerziell vertriebene und selbst erstellte Kassetten.

Anmerkung: Diese Sammlung wird in Kürze, in dem neu-entstehenden Haus der jiddischen Kultur (18, passage Saint-Pierre Amelot, Paris) untergebracht werden

– Musée National des Arts et Traditions Populaires

6 avenue du Mahatma-Gandi – 75016 Paris

Abteilung Sprache und Musik (Kontakt: Florence Getreau)

Die Sammlung der jüdischen Musik des Museums ist sehr beschränkt und betrifft das Thema, nicht auf unmittelbare Weise. Sie ist im Wesentlichen, auf den Musiker und Musikethnologen André Hajdu zurückzuführen. Hajdu war in Ungarn, ein Schüler von Zoltan Kodaly und hat vier judäo-rumänische Lieder gesammelt und diese im Museumsarchiv hinterlegt. Das Museum besitzt darüber hinaus 14 Klagelieder über das Thema des „wandernden Juden“, welche aus dem Zeitraum vom Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts entstammen.

– Yuval, französischer Verein für den Erhalt jüdischer Musiktraditionen:

45 rue la Bruyère – 75009 Paris (Contacts : Yaffa Ellenberger, David Klein)

Diese Sammlung widmet sich ausschließlich der jüdischen Musik und umfasst:

  • Schriften: 130 Bücher, 80 Partituren, 7 Manuskripte, 50 Bibliografien von Künstlern.
  • Tondokumente: 120 Schallplatten, 290 Kassetten (kommerzielle oder Kopien kommerzieller Kassetten), 150 Kassetten (ethnische oder nicht kommerzielle Aufnahmen), 70 Lehrkassetten (Kurse, Radiosendungen, usw.), 80 Compact-Discs, 20 Kassetten und 10 DAT.
  • Audiovisuelle Dokumente: 2 Videos

Anmerkungen: Die Bibliotheken des Centre Rachi (75005), des Centre Communautaire (75010), der Jüdischen Bibliothek (75019) und der Moadon Ivri Bibliothek (75007), welche ebenfalls kontaktiert wurden, verfügen über keine bedeutenden jüdischen Musiksammlungen.

Konklusion:

Auch wenn kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden kann, liefert die aufgeführte Bestandsaufnahme, positive Anhaltspunkte bezüglich der Bedeutung jüdischer Musiksammlungen in Frankreich, sowohl in quantitativer wie auch in qualitativer Hinsicht.

Angesichts der hohen Anzahl unbekannter und oft auch schlecht erhaltener Dokumente, erscheint das Programm „Musikerbe der Juden Frankreichs“ der Fondation du Judaïsme Français als Möglichkeit, die Vielfalt der jüdischen Musik in Frankreich zu bewahren und als Bestandteil des französischen Musikerbes bekannt zu machen.

References
1 Wortwörtlich: Hüter der Tradition
2 Die einzige nennenswerte Ausnahme ist das Schofar, ein Widderhorn, welches vor allem anlässlich von Neujahr (Rosch ha-Schana) und am Versöhnungsfest (Jom Kippur) erklingt.
3 Wie beispielsweise die Hora, ein ursprünglich aus Rumänien stammender Tanz.

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