Hervé Roten - Maisonneuve et Larose, 2000, Paris
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts flohen portugiesische Marranen-Familien der iberischen Halbinsel vor der Verfolgung der Inquisition und ließen sich in Bordeaux und später auch in der Region von Bayonne nieder. Da sie als „neue Christen“ betrachtet wurden, praktizierten sie bis zur offiziellen Anerkennung ihrer Religion im Jahr 1790, den Judaismus heimlich.
Diese ehemals portugiesischen Völker im Südwesten Frankreichs waren bereits Gegenstand zahlreicher historischer Forschungen. Doch ihre musikalischen Traditionen wurden bisher noch nicht umfassend erforscht. Die vorliegende Arbeit soll diese Lücke nun schließen.
Fast 200 Jahre lang, entwickelten die jüdischen Gemeinschaften von Bordeaux und von Bayonne eine umfassende musikalische Tradition. Davon zeugen die 10 Partitursammlungen, sowie zahlreiche Aufnahmen, die bis heute existieren. Diese Quellen, von beispiellosem Umfang auf dem Gebiet der jüdischen Musik, bieten sowohl eine diachrone als auch synchrone Sicht, der jüdisch-portugiesischen Musiktraditionen in Frankreich.
Im Rahmen seiner Promotionsforschung, erforschte Hervé Roten sieben Jahre lang alle Aspekte der Musik der judäo-portugiesischen Gemeinschaften. Die wesentlichen Aspekte dieser Forschung, werden nun in diesem Buch vorgestellt.
Hervé Roten ist Musikethnologe, hat einen Doktor in Musikwissenschaften der Universität Paris IV Sorbonne, arbeitet als Direktor des Institut Européen des Musiques Juives und ist überdies hinaus auch Autor zahlreicher Artikel, Bücher und CDs, welche die verschiedenen Aspekte der Traditionen der jüdischen Musik in Frankreich und in der Welt behandeln.