Levin, Leibu (1914-1983)

Photo Bio Leibu Levin

Von Ruth Levin

Leibu Levin wurde 1914 in Kimpolung geboren, in Bukowina. Ab 1919 lebte er in Czernowitz. Er studierte die jiddische Sprache und Literatur im Seminar des „Yiddisher Shul-Farayn“ und trat gleichzeitig in Rezitationsabende jiddischer Prosa und Poesie auf: er sang oft seine eigenen Melodien. Levins erste Rezitationsabende wurden von dem Linguisten und Philologen Dr. Haim Gininger herzlich zugejubelt. Er schrieb in einem langen und lobenden Artikel, der in der Bukarester Literaturzeitschrift “Di Vokh” am 31. Januar 1935 veröffentlicht wurde: „Leibu Levin hat sich als hervorragender Interpret jiddischer Poesie erwiesen… Levin ist vielleicht der erste, der Manger interpretiert. Nie zuvor waren wir von der spezifischen Landschaft und dem Duft von Manger so berauscht, wie wenn Levin seine Balladen daraus vorträgt.“

Hersh Segal veröffentlichte 1939 in Czernowitz das kleine Album „Zeks Shloflider“ („Sechs Schlaflieder“), das aus Melodien von Levin nach Gedichten von I. Manger, H. Leivick, M.-L. Halpern, A. Reisen und N. Yud besteht, mit Illustrationen von Isiu Sherf. Eines dieser Lieder mit dem Titel „Az du vest batsoln, bruder…“ von M.-L. Halpern überquerte den Ozean und wurde noch zu Lebzeiten des Komponisten zu einem beliebten Lied.

Leibu Levin rechts, zum Yidisher shulfarayn (Verein der jüdischen Schulen), Mitte der 30er Jahren in Czernowitz

Leibu Levin hat unzählige Liederabende in Czernowitz, Bukarest und vielen anderen Städten Rumäniens gegeben. Er ist ein wahrer Troubadour der jiddischen Literatur. Er trug die Fabeln von Elieser Steinbarg vor, noch bevor sie veröffentlicht wurden. In Belds (Bessarabien) lernte er den Folkloristen Zelik Barditshever kennen und wurde der erste Künstler, der seine Lieder auf der Bühne vortrug. Die Partituren aus dem Buch „Zelik Barditshever. Lider Mit Nigunim“, das 1939 von Hersh Segal in Czernowitz veröffentlicht wurde, wurden gerade im Anschluss an den Gesang und die Interpretation von Leibu Levin umgearbeitet.

Als der Krieg zwischen Deutschland und die UdSSR 1941 ausbrach, wurde Levin zum Kampf gerufen, und später in ein Arbeitslager im Ural geschickt. 1942 wurde er festgenommen und ohne Gerichtsverfahren zur 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Nur 1956 wurde er freigelassen und endlich „rehabilitiert“. Er trat noch sechs Jahre lang auf – drei davon zusammen mit Nechama Lifshitz – musste dann aber die Bühne verlassen, da seine Gesundheit durch die Zeit in den Gefangenenlagern stark beeinträchtigt war.

Dennoch beharrte er darauf, jiddische Gedichte zu vertonen. 1972 wanderte er nach Israel ein. In dieser Zeit vertonte er unter anderem sechs hebräische Gedichte. Einige Aufnahmen seiner Lieder wurden in den 1970er Jahren von Kol Israel gemacht. Er übersetzte auch alle Gedichte der Czernowitzer Dichterin Selma Meerbaum-Eisinger (eine Cousine von Paul Celan), die im Alter von 18 Jahren in einem Nazilager starb, aus dem Deutschen ins Jiddische und vertonte sechs ihrer Gedichte. Sein letztes Konzert 1982 in Jerusalem wurde ebenfalls von Kol Israel aufgezeichnet.

Leibu Levin starb 1983 im Alter von 69 Jahren in Herzlia, Israel. Er hinterlässt etwa 80 Kompositionen, die aus den schönsten Texten der jiddischen Dichtung geschaffen wurden. Die Lieder auf Texte hebräischer Poesie mit Klavierarrangements von Hanan Winternitz wurden 1990 in der Nisimov Music Library in Tel Aviv. Eine Anthologie aus 49 Liedern aus der jiddischen Dichtung, mit Klavierarrangements von H. Winternitz, wurde 2005 im Verlag „I. L. Peretz Publications“ in Tel-Aviv veröffentlicht. Diese Anthologie enthält 49 Lieder zu Gedichten von 21 jiddischen Dichtern (I. Manger, H. Leivick, A. Reisen, H. N. Bialik, M.-L. Halpern u.a.), Fotos und Zeichnungen. Ruth Levin, die Tochter des Komponisten und bekannte Sängerin, schrieb das Vorwort und den Epilog. Alle Texte sind auf Jiddisch, Englisch und Hebräisch.

Radiosendung Les faces cachées de la musique juive : Leibu Levin anhören

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