Im Rahmen des Studientages Vox Aurea-Via Sacra 2014, der jüdischen Kirchenmusik gewidmet ist, präsentiert uns der Musikethnologe und Direktor des Europäischen Instituts für Jüdische Musik, Hervé Roten, ein vokales Panorama der jüdischen Tradition durch Zeit und Raum.
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Das Singen ist im Judentum allgegenwärtig, nicht nur in der Synagoge, sondern auch zu Hause in der Familie. Er begleitet die Feste des jüdischen Jahres und die wichtigsten Momente des Lebens, von der Geburt über die Beschneidung, die Kommunion (Bar-Mizwa) und die Hochzeit bis zum Tod.
Von klein auf lernt jedes religiöse jüdische Kind die Buchstaben des hebräischen Alphabets, indem es ihren Namen psalmodiert. Dieser Gebrauch des Gesangs setzt sich beim Studium der biblischen Texte und beim Rezitieren der Gebete fort. Der Gesang dient dann als Gedächtnisstütze und syntaktische Interpunktion, die es ermöglicht, die Liturgie in Übereinstimmung mit der Tradition zu deklinieren.
Der Gesang ist aber auch ein Identitätsvektor. Jeder Jude erkennt sich im Gesang seiner Gemeinde, seiner Tradition wieder. Denn obwohl das Hebräische ein gemeinsamer Nenner aller oder fast aller jüdischen Gemeinden ist, unterscheiden sich die Melodien und Gesangsstile von einer Tradition zur anderen. Zweitausend Jahre Diaspora sind an diesem Punkt vorbeigegangen.
Zu seinen Veröffentlichungen gehören: Jüdische liturgische Musik: Wege und Zwischenstationen, Paris, Cité de la Musique/Arles, Actes 1998; Les traditions musicales judeo-portugaises en France, Paris, Maisonneuve&Larose, 2000.