Die Rockmusik kam in den 1950er Jahren in den Vereinigten Staaten auf. In den 1960er Jahren entwickelten sich zahlreiche Untergattungen, in den Vereinigten Staaten, aber auch in Großbritannien. Heutzutage existieren Dutzende von verschiedenen Gattungen des Rock (Psych-Rock, Garage-Rock, Heavy Metal, Punk, Hardcore, Glam-Rock, Grunge, Hard-Rock, New Wave, Alternative, Progressive usw.). Musikalisch zeichnet sich der Rock, im Wesentlichen durch eine dominante Gesangsmelodie, E-Gitarre, Bassgitarre und Schlagzeug aus. Dem können sich aber auch andere Instrumente hinzugefügt werden, wie z.B. Synthesizer, Hörner, Akkordeons oder elektrische Geigen. In den „extremen Rock“-Genres (Hardrock, Heavy Metal, Punk, Hardcore, usw.) ist die Musik laut, schnell und aggressiv. Die Texte können engagiert, humorvoll wie auch provokant sein.
Als Erbe des „Protestsongs“, der aus dem Folk heraus entstanden war, wird der Rock oft als Ausdrucksform der Jugend und als Schrei der Revolte gegen den Konformismus, die herrschende Moral und die Konsumgesellschaft verstanden. „Sex, drugs, and Rock n’Roll!“
Aus dem Rock heraus, entstand der Punkrock, in den 1960er Jahren in den Vereinigten Staaten, bevor er in den 1970er Jahren in Großbritannien populär wurde, insbesondere durch die Sex Pistols oder The Clash. Die Musik ist brachial, schnell, übersättigt, manchmal auf Kosten des Instrumentalspiels. Die Philosophie des Punk besagt, dass Musik nicht perfekt gespielt werden muss. Eine E-Gitarre, ein Schlagzeug, provokative geschriene Texte sind vollkommen ausreichend. Wichtig, ist allein die Energie und die zu vermittelnde Botschaft. Bei der Botschaft handelt es sich um auf die Spitze getriebenen Anti-Konformismus, Militanz, welche durch Provokation und Humor erreicht werden sollen. Die Punk-Bewegung kann mit dem Satz „No future“ zusammengefasst werden. Oft wird sie mit der anarchistischen Bewegung in Verbindung gebracht, deren sinnbildlicher Satz „Weder Gott, noch Meister“ lautet.
Rock, Hard-Rock, Metal, Punk und jüdische Musik: eine kreative Interferenz
Kann sich jüdische Musik mit Rock oder gar Punk mischen? Natürlich, Dutzende von Bands haben das getan. Musik ist oft das Spiegelbild einer Identität. So wollen jüdische Musiker, welche diese Art von Musik spielen, Anspruch auf eine doppelte Identität erheben: jüdisch und rebellisch.
Egal ob religiös oder nicht, diese Musiker drücken ihre Zugehörigkeit zu einer tausendjährigen Kultur, zu einer Geschichte und zu Bräuchen aus. Manche werden ihre Liebe zu Gott oder der Torah ausdrücken, andere werden sich auf den alten Yid beziehen, welcher für ein paar Kopeken hinter seiner Nähmaschine schuftet und wieder andere werden die Klezmer-Melodien, welche auf Hochzeiten, von einem Shtetl zum anderen gespielt wurden, neuinterpretieren. Und sie alle schreien ihren Ärger heraus. Gegen die etablierte Ordnung, Ungerechtigkeiten, Krieg, Konsumgesellschaft…
Egal ob aus den Vereinigten Staaten, Israel, Australien oder aus Frankreich, hier sind einige Bands, welche jüdischen Rock, jüdischen Metal, jüdischen Rock und andere Rock-Genres spielen.
Yidcore ist eine australische Punk-Rock-Band, welche 1998 in Melbourne gegründet wurde. Ihre energiegeladene und ausgelassene Musik, welche jüdische und israelische Hits umfasst, spielt mit Humor und Provokation. Ihr gleichnamiges Debütalbum, das im Jahr 2000 veröffentlicht wurde, enthält 18 berühmte Titel wie Dayenu, Haleluya, Maoz Tzur, Yerushalayim Shel Zahav oder auch Hatikvah, allesamt gespielt mit einem schnellen Schlagzeugrhythmus, sattem Gitarrenklang und begleitender von schreiendem Gesang. Sie adaptierten auch das Musical Un violin sur le toit, unbenannt in Fiddlin On ya Roof.
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Moshiach Oi! Ist eine in New-York ansässige Hardcore-Band, deren Musiker ihre Liebe zum Punk-Rock und zur Tora ausdrücken. 2008 begann der Sänger und Gründer der Band, nach der Wiederentdeckung seiner jüdischer Wurzeln, Lieder über Themen, wie das Tora-Studium, das Kommen des Messias oder zur Lobpreisung Gottes zu schreiben. Das „Oi!“ ist ein Symbol für die Punk-Rock-Musik der englischen Arbeiterklasse. Und was das Wort „Oy!“ betrifft, versteht es die Band, als den ewigen Lärm der jüdischen Arbeiterklasse. Aggressiv, schnell und engagiert, die Musik dieses Sängers, eines Schülers von Rabbi Nachman de Beslov, bringt Menschen mit Irokesen ebenso zum Tanzen, wie Menschen mit Schläfenlocken.
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Die Gruppe Golem ist in New York ansässig und spielt seit 2002 Klezmer-Rock und tritt in ganz Nordamerika, aber auch in anderen Teilen der Welt auf. Ihr Repertoire besteht aus einer aufgefrischten Version der osteuropäischen jüdischen wie auch nicht-jüdischen Musik. Die Auftritte der Musiker sind lustig, energiegeladen, theatralisch und traditionsbewusst. So wird beispielsweise der charismatische Sänger nicht zögern, mit nackter Brust auf der Bühne eine Flasche Wein zu öffnen, seine Schuhe auszuziehen und den Wein aus seinem Schuh zu trinken.
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Yiddish Princess, ist ebenfalls in New York ansässig und spielt jiddischen Hard-Rock/ Power-Pop! Mit Liedern wie Oy Avram oder A Glezele Yash, reinterpretiert die Band jiddische Volkslieder, auf eine kraftvolle und überaus melodische Musik. Die Mitbegründerin der Band ist die Sängerin Sarah Gordon, die Tochter von Adrienne Cooper, einer Sängerin und Forscherin, welche in den 1970er Jahren einen wichtigen Beitrag zum Klezmer- und Jiddisch-Revival in den Vereinigten Staaten leistete und insbesondere mit dem Klezmatics spielte. Das allein spricht also für die hohe musikalische Qualität dieser Gruppe. Yiddish Princess spielen traditionelle Lieder zu moderner Musik und wählen somit einen bewusst humorvollen Ansatz (Power-Pop wird von anderen Rock-Musiker oft belächelt, welche sich selbst für „ernsthafter“ erachten). Durch das Auffrischen von jiddischen Liedern durch den Power-Pop/ Hard-Rock, macht Yiddish Princess die jiddische Kultur für Menschen zugänglich, welche sie zuvor nicht kannten. Auf diese Weise handelt es sich um einen politischen Akt.
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Daniel Kahn and the Painted Bird reinterpretieren ebenfalls jiddische Lieder. Die Musik dieser Gruppe ist weniger im Rock-Genre angesiedelt und mit dem Einsatz von Akkordeon, Klarinette und Violine, eher im Bereich der traditionellen Musik verortet. E-Gitarre und Schlagzeug fehlen oft. Dennoch wird die Gruppe häufig als „Punk“ eingestuft. Tatsächlich ist die Musik der Gruppe energiegeladen und tanzbar, außerdem können die Bühnenauftritte der Musiker provokant erscheinen. Meist singen sie jiddische Lieder aus dem revolutionären Repertoire oder Kampflieder. Diese Lieder vermitteln universelle und zeitlose Botschaften, wie den Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit, oder erzählen von den Grauen des Kriegs, Freiheit… Außerdem spricht Daniel Kahn sehr gut Jiddisch und übersetzt einen Teil seiner Lieder ins Englisch. Durch die Verwendung dieser angeschlagenen Sprache, sowie ihrer Übersetzung ins Englische, universalisiert er die Botschaft der jiddischen Lieder.
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In Frankreich gibt es seit 2012 die Band Klunk, welche „Klezmer-Jiddisch-Punk-Metal“ spielt. Die Band nimmt jiddische Lieder, besonders revolutionäre Lieder und Kampflieder und spielt diese auf eine Musik, welche Punk-Rock und Metal vermischt (schwere und schnelle Gitarrenriffs, überdrehte Energie…). Die vermittelte Botschaft ist sehr „punkig“, mit kämpferischen Anklängen (soziale Gerechtigkeit, Gleichheit für alle und alle Völker), humorvoll und häufig provokativ.
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Es gibt noch viele andere Gruppen, welche diese Stile miteinander verbinden, allerdings ist es unmöglich sie alle, an dieser Stelle aufzuführen. Hier folgt eine Liste von Gruppen, welche zwar nicht den Anspruch erheben kann, umfassend zu sein, dennoch aber versucht einige Gruppen, zumindest an dieser Stelle zu erwähnen: Jewdriver, Schmekel, Horse Raddish, Damn Dirty Commies, Asher Yatzar, The Shondes, Gangsta Rabbi, Jew Cocks, The Debaucherauntes, Gevolt, Koyt Far Dayn Fardakht…
Besuchen Sie die Website Michael Croland, Autor von Oy Oy Gevalt, Jews and Punk und Punk Rock Hora
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