Simchat Tora (Hebräisch für „Freude der Tora“) wird am 23. Tischri gefeiert (am 23. Tschiri in Israel, zum selben Zeitpunkt findet Schemini Azeret statt) und ist ein Feiertag rabbinischen Ursprungs, der das Ende des jährlichen Zyklus der wöchentlichen Toralesung markiert.
Der Feiertag wird weder in der Tora noch im Talmud erwähnt und es gibt allen Grund zu der Annahme, dass er vor der Zeit der Gaonim (9. Jahrhundert), welche den jährlichen Zyklus der Gesetzeslesung einführten, unbekannt war. Davor folgte die Toralesung in Israel einem dreijährigen Zyklus (die Tora war entweder in 154, 167 oder 141 Leseabschnitte unterteilt).
Der Feiertag wird seit dem Mittelalter, ohne die sonst für Feiertage üblichen Einschränkungen, begangen. Es ist deshalb in bestimmten Gemeinschaften erlaubt, Fackeln anzuzünden und darüber hinaus auch die eigene Freude, durch Gesang und Tanz im Innern der Synagogen, zu zeigen.
Bei Simchat Tora handelt es sich also um ein freudiges Fest (ja, sowas existiert auch im Judaismus!), welches auf die schrecklichen Tage (Yamim Noraïm) folgt, welche ihm vorausgehen. Diese Inbrunst und Freude kennzeichnet das Ende der feierlichen Feste von Tischri und wird vor allem durch den Brauch der Hakkafot zum Ausdruck gebracht: Alle Torarollen werden aus dem heiligen Toraschrein genommen und von den Gläubigen in feierlicher Prozession, sieben Mal um die Bima (Plattform der Toralesung) getragen. Auf jede dieser sieben Prozessionen folgen zahlreiche Lieder und Tänze, welche die Toraträger mit den anderen Gläubigen durch eine Atmosphäre der Freude und religiösen Begeisterung miteinander verbindet.
Am darauffolgenden Morgen lesen die Gläubigen das letzte Kapitel des Pentateuch. Dabei ist der letzte Abschnitt einem Gemeindemitglied vorbehalten, welches die Gemeinschaft mit dieser Lesung ehren möchte. Dieses Gemeindemitglied wird Chatan Tora (Bräutigam der Tora) genannt. Nach dieser feierlichen Lesung des Abschlusses der Tora, wird eine zweite Schriftrolle entrollt, um somit sofort den Lesezyklus des neuen Jahrs „Berechit bara Elohim und hachamayim ve’et haarets” zu beginnen. Aus diesem Grund wird die Person, welcher diese ehrenvolle Aufgabe übertragen wird, diesen ersten Abschnitt der Genesis zu lesen, als Chatan Bereschit bezeichnet.
In Israel ist es außerdem üblich, in der Nacht nach Simchat Tora, eine „zweite Hakkafot“ außerhalb der Synagoge abzuhalten. Zu diesem Anlass werden die Prozessionen oft von Orchestern und Chören begleitet. Bei den Chassadin ist das Fest Simchat Tora Anlass für große Feierlichkeiten, bei welchen Musik und Tanz (oft Reigen, welche den ewigen Neubeginn symbolisieren) allgegenwärtig sind.