Naïve, 2010
Mit den subtilen Arrangements von Teddy Lasry verwöhnt uns Talila mit ihrem Talent.
Im Laden des Schneiders gab es Ausdünstungen des alten jüdischen Polens und heftige Wünsche, Franzose zu sein. Hier ging ich zur Schule, neben der Nähmaschine, ein Ohr dem Jiddischen, das andere der Exzellenz der französischen Sprache und dem Erfolg im Aufsatz widmend. Die polnisch-jüdischen Ausdünstungen erschienen mir “altmodisch”.
Die Herausforderung dieser neuen Aufnahme besteht darin, dort zu sein, wo man sie nicht erwartet. Diejenigen, die eine klare Vorstellung davon haben, was ein jiddisches Lied sein muss, das zwangsläufig von der Geige, der sogenannten “Klezmer”-Klarinette und dem slawischen Akkordeon begleitet wird, werden sich hier vielleicht nicht wiederfinden. Aber wie kann man sich mit der ewigen Wiederholung des Gleichen zufrieden geben?
Irving Berlin hatte das verstanden, er stammte aus dieser musikalischen Kultur und wurde zum produktivsten Komponisten amerikanischer Jazzstandards. Teddy Lasry, der Regisseur und Arrangeur dieses Albums, hat dies verstanden, indem er seine eigene rhythmische Note hinzufügte, da er aus der Welt des Jazz stammt. Vielleicht ist das die jiddische Musik, eine Kunst der Vermischung der Genres, von der langsamen Rumba bis zur Straßenklage.
Man findet sich nicht mehr zurecht? Umso besser! Verlieren wir uns und wandern wir durch diese Gefilde, die das Jiddischland so weit wie die Welt machen.
Text von Talila